Frisörin – dieser Beruf ist für Sarah Emmanuil wohl Berufung. Schon als Jugendliche frisierte sie ihre Freundinnen und hatte Spaß daran, ihren eigenen Modestil zu kreieren. Praktika und Nebenjobs bestärkten sie schließlich darin, den handwerklich-kreativen Beruf der Frisörin zu ergreifen. Ihr Vater – als selbständiger Straßenbauer ebenfalls Handwerker – war jedoch nicht gleich begeistert. „Er hatte sich für seine Tochter wohl einen besser bezahlten Beruf mit klassischeren Arbeitszeiten vorgestellt“, so die Jungunternehmerin. Doch Sarah ließ sich nicht beirren und ging ihren eigenen Weg.
Erfahrungen sammeln
Als 18-Jährige begann sie eine Ausbildung zur Frisörin und stieg anschließend schnell zur Assistentin des Chefs auf. Der nächste Karriereschritt folgte 2012: Nach erfolgreich bestandener Meisterfortbildung wechselte sie den Arbeitgeber und bekam die Chance, eine Salonleitung und damit mehr Verantwortung zu übernehmen. Nach mehreren Jahren Berufs- und Führungserfahrung suchte die Essenerin nach neuen Herausforderungen. Mutig entschied sie sich für einen Neuanfang: Es folgten ein kurzer Abstecher ins Lehramtsstudium (das sich jedoch nicht als das Richtige erwies) sowie eine Tätigkeit als Dozentin an der Frisörschule. Mit der Zeit reifte schließlich die Idee, sich selbstständig zu machen.
„Man muss nicht bei Null anfangen.“
– Sarah Emmanuil
Bewährtes fortführen
„Selbstständigkeit ist in unserer Branche nicht ungewöhnlich“, sagt Sarah. „Daher hatte auch ich diese Karriereoption immer im Hinterkopf.“ Von Anfang an stand jedoch fest: Es sollte keine Neugründung, sondern eine Übernahme werden. „Es gibt so viele bestehende Salons, mit vorhandener Ausstattung und festem Kundenstamm. Da muss man nicht bei Null anfangen“, lautet ihre Begründung. Und so machte sie sich mit Hilfe der Handwerkskammer Düsseldorf auf die Suche nach einem geeigneten Betrieb. Das war im Herbst 2019. Von der Corona-Pandemie ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand etwas. Mit einem Kaufgesuch trug sich die Frisörmeisterin in die Betriebsbörse der Handwerkskammer ein und wurde schnell fündig. Was statistisch gesehen zwei bis fünf Jahre dauert, ging bei Sarah recht schnell: Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Übernahme dauerte es gerade mal acht Monate. „Es hat einfach alles gepasst“, erinnert sich die heute 33-Jährige an die Gespräche mit der Übergeberin. „Der Betrieb existierte bereits seit 23 Jahren und überzeugte durch Qualität und Lage.“ Das war auch der Grund, warum Sarah – trotz Pandemie und allen damit verbundenen Unsicherheiten – an ihrer Selbstständigkeit festhielt. „Geholfen hat mir auch, dass ich bereits drei Monate vor der geplanten Übernahme als Angestellte in den Salon einsteigen konnte. So hatte ich Gelegenheit, den Salon und die Kundschaft kennenzulernen und alle weiteren Übernahmeschritte in enger Absprache mit der Übergeberin zu planen und in die Wege zu leiten.“ Im August 2020 erfolgte schließlich die Schlüsselübergabe.
Krise überwinden
„Die ersten Monate der Selbstständigkeit liefen super“, erinnert sich Sarah. „Bis im Dezember 2020 der zweite Lockdown kam und der Salon – diesmal unter meiner Führung – erneut schließen musste.“ Das war hart. Vor allem finanziell. Denn im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin, die den ersten Lockdown relativ gut überbrücken konnte, hatte Sarah keine finanziellen Rücklagen. „Als frisch gebackene Übernehmerin konnte ich den Kredit bei der Bank nicht verlängern oder anderweitig Unterstützung in Anspruch nehmen.“ Das bereitete der Jungunternehmerin schlaflose Nächte. Wie sollte sie das Geld für Miete, Lohnfortzahlungen und Verbindlichkeiten ohne einen Cent Einnahmen aufbringen? Mit einem privaten Kredit half schließlich ihr Vater aus und Sarah gelang es, diese schwierige Zeit durchzustehen. Inzwischen läuft ihr Salon besser denn je. „Ich habe ein fantastisches Team und eine wundervolle Familie die hinter mir steht“, schwärmt Sarah. Auch die Stammkunden sind ihr nach dem Lockdown treu geblieben. Zudem ist es Sarah gelungen, mit Werbung – insbesondere in den sozialen Medien – zahlreiche neue Kunden zu gewinnen.