Knapp zwei Generationen liegen zwischen Yvonne Wieschermann und ihrem früherem Chef Uwe Schmidt und beide vereint die Liebe zum Bäckerhandwerk. Mit 23 Jahren übernahm die sehr engagierte und wissbegierige Bäckermeisterin eine alteingesessene Bäckerei in Velbert. Davor hatte sie in kürzester Zeit zwei Ausbildungen und eine Weiterbildung absolviert: Zunächst erfolgte eine Bäckerlehre mit einem Abschluss als Top-Absolventin. An diese schloss sich eine Ausbildung zur Konditorin an. Damit nicht genug: Der Besuch der Vollzeit-Meisterschule in der Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks in Olpe folgte nahtlos. Seit Dezember 2022 – noch vor Vollendung ihres 23. Lebensjahres – kann sich Yvonne Wieschermann stolz Bäckermeisterin nennen. Dieser Erfahrungsschatz und Mut führten sie schließlich zu Übernahmeverhandlungen mit dem bisherigen Inhaber Uwe Schmidt.
Keine Zeit zu verlieren
Nach jahrzehntelanger Arbeit war für Yvonne Wieschermanns damaligen Ausbilder der Zeitpunkt gekommen, seinen Betrieb abzugeben. Zeitgleich neigte sich die zweite Ausbildung von Yvonne Wieschermann in einer Velberter Konditorei dem Ende zu, der Kontakt zu Herrn Schmidt bestand weiterhin. „Dann gehst du jetzt am besten auf die Vollzeitschule und machst den Meister, im Anschluss kannst du meinen Laden sofort übernehmen“. So oder so ähnlich lautete die Aussage des damaligen Betriebsinhabers, kann sich Wieschermann erinnern. Diese Lösung ergab sich, weil Bäckermeister Schmidt ihr Engagement sowie ihre sehr guten Leistungen kannte und zu schätzen wusste. Sie sagt dazu ergänzend: „Viel Zeit zum Überlegen blieb da für mich nicht. In meinen jungen Lebensjahren den Traum einer Selbstständigkeit leben zu können – das war Antrieb genug für mich, nicht lange über das Angebot nachzudenken!“ Nach der Erstellung des Übernahmekonzepts sendete die Bank gleich nach dem ersten Gespräch positive Signale für eine Finanzierung. Mit Unterstützung der betriebswirtschaftlichen Beratung der Handwerkskammer Düsseldorf wurde zudem die Meistergründungsprämie NRW beantragt und schnell bewilligt. Mit dem druckfrischen Meisterbrief in der Tasche und voller Tatendrang war es dann bereits im März 2023 soweit: Die Betriebsübernahme erfolgte und Yvonne Wieschermann startete in ihre Selbstständigkeit.
“In meinen jungen Lebensjahren den Traum einer Selbstständigkeit leben zu können – das war Antrieb genug für mich, nicht lange über das Angebot nachzudenken” -Yvonne Wieschermann
Knapp eineinhalb Jahre später beschäftigt sie drei Gesellen, drei Verkäuferinnen in Teilzeit sowie eine Aushilfe. Das stets angenehme Arbeitsklima, aber auch die positive Grundeinstellung der jungen Unternehmerin helfen ihr bei den Herausforderungen ihrer selbstständigen Tätigkeit – dies ganz besonders in Zeiten des Fachkräftemangels, der im Lebensmittelhandwerk enorm ausgeprägt ist. Somit steht ein motiviertes und kompetentes Team in Verkauf und Produktion des Brotkörbchens bereit, den Menschen in Velbert und Umgebung handwerklich hochwertige und stets mit Liebe gebackene Produkte anzubieten.
Die Herausforderungen: Investitionen und Energiekosten
Doch ganz ohne Sorgen ist auch Yvonne Wieschermann nicht: Selbstverständlich konnten nach der Übernahme noch nicht sofort alle weiteren, aber gewünschten und sinnvollen, Investitionen umgesetzt werden. „Zunächst wollte ich das erste Jahr gut überstehen und in meine neue Rolle hineinwachsen“, sagt die junge Unternehmerin. „Das finanzielle Risiko sollte überschaubar bleiben.“ Aufgrund ihres jungen Lebensalters war das Projekt Betriebsübernahme ohnehin ein „Herantasten an eine komplett neue berufliche Situation“, so Wieschermann. Aber Pläne für eine Weiterentwicklung des Brotkörbchens liegen bereits in der Schublade, denn in Kürze steht ein Austausch der Verkaufstheke an. Daneben soll ein Ladenbackofen für neue Erlebnisse bei der Kundschaft sorgen und deren Bindung festigen. Für den gesamten Verkaufsbereich ist mittelfristig eine modernere Gestaltung geplant. Des Weiteren soll eine Social-Media-Kampagne auf den Weg gebracht werden und auch die Produktion eines Imagevideos ist eine sehr aktuelle Idee. „Vielleicht gelingt es mit diesen Maßnahmen noch einen Ausbildungsplatz im Brotkörbchen zu besetzen, schließlich fehlt es an Nachwuchs in unserer Branche“, gibt sie zu bedenken. Überhaupt ist Yvonne Wieschermann kreativ und voller Ideen. Parallel zu den vorgenannten Projekten tüftelt sie schon an einer umfassenden Erweiterung ihrer Angebotspalette. Dabei kreisen ihre Gedanken rund um die Entwicklung nachhaltiger Lebensmittel und der Einführung von veganen Lebensmitteln und/oder Bio- bzw. Vollkornprodukten. „Ich will und muss am Puls der Zeit bleiben“, sagt sie sehr motiviert und blickt optimistisch in die Zukunft.