Home of Fire

Zur Realisierung seines Vorhabens hatte Richard Jones ein – aus seiner Sicht geeignetes – Objekt gefunden. „Da ich auch öffentliche Fördermittel in Anspruch nehmen wollte, habe ich die betriebswirtschaftliche Beratung der Handwerkskammer Düsseldorf kontaktiert. Ich habe mich beraten lassen, weil es ja schließlich das erste Unternehmenskonzept war, das ich geschrieben habe. Ich wurde unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass ich in der Kalkulation keinen Unternehmerlohn für mich eingeplant hatte.“

Glück im Unglück

Darüber hinaus hat ihn die Beratung vor einem teuren Fehler bewahrt: Für die von ihm geplante Nutzung des ursprünglich angedachten Ladenlokals als Kaminstudio hätte er eine entsprechende Nutzungsänderung beantragen müssen. Glücklicherweise konnte er recht schnell ein alternatives Objekt finden, das zudem besser zu seinem Vorhaben passte.

„Die Meinung von Experten ist ein riesiger Mehrwert – gerade zu Beginn einer selbstständigen Tätigkeit oder Betriebsübernahme.“

– Richard Jones

Zum damaligen Zeitpunkt hatte er sich auch dem handwerklichen Nachwuchsverband der Handwerksjunioren angeschlossen und war sechs Jahre deren stellvertretender Vorsitzender: „Die Einladung zu den Events der Handwerksjunioren habe ich sofort dankend angenommen. Durch die dort geknüpften Kontakte konnten viele Aufträge gemeinsam und im Sinne der Kundinnen und Kunden durchgeführt und abgewickelt werden.“



Neue Wege gehen

Bis heute nimmt Richard Jones das kostenfreie Beratungsangebot der Handwerkskammer Düsseldorf wahr: „Ich hatte den Wunsch neue Kundenzielgruppen zu erschließen und mich stärker in den sozialen Medien und auf Online-Vermittlungsplattformen für Handwerkerinnen und Handwerker zu präsentieren.“

In der Beratung wurde ihm dabei geholfen, seine Sichtweise zu überdenken und online mehr die Interessen seiner Zielgruppe in den Fokus zu nehmen.

Die Herausforderungen

Zwischenzeitlich überlegte er sogar, sein Dienstleistungsangebot auf den europäischen Markt zu erweitern. Durch seine bisher geknüpften Kontakte hätten gemeinsame Projekte realisiert werden können.
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie und der Energiekrise konnte er diesen Schritt jedoch noch nicht gehen. Aufgrund der in den letzten Jahren extrem gestiegenen Nachfrage nach seinen Produkten ist er mittlerweile an seine Kapazitätsgrenze gestoßen. Seine größte Herausforderung der letzten Jahre ist zweifelsfrei der enorme Fachkräftemangel. Richard Jones blickt optimistisch, aber auch realistisch in die Zukunft: „Das Handwerk Ofen- und Luftheizungsbau ist leider ein Nischenmarkt. Gute Fachkräfte oder Auszubildende zu finden ist sehr schwer, aber nicht aussichtslos.“




Wachstum gestalten

Die persönliche Entwicklung

„Um nachhaltig und erfolgreich wachsen zu können, muss man sich darauf einlassen, dass sich die eigene Rolle ändert“, erkennt Tim Schwingenheuer selbstreflektiert. Während er zu Beginn seiner Selbstständigkeit stark im operativen Tagesgeschäft eingebunden war, liegen seine Aufgaben nun in einer strategischen Funktion. Solch eine Entwicklung geschieht aber nicht von selbst. Er ergänzt: „Ich muss abgeben und delegieren können, sonst funktioniert eine Expansion nicht.“ Sein Rat an andere Unternehmerinnen und Unternehmer:

„Die Optimierung von betrieblichen Prozessen und Strukturen beginnt im Kopf! Man muss an seiner Einstellung arbeiten, um sich entwickeln zu können!“

-Tim Schwingenheuer

Dennoch sollte sein Wachstum nicht um jeden Preis geschehen. Für Tim Schwingenheuer war und ist es wichtig, dass die von ihm übernommenen Betriebe auch zu seinem Konzept, seinen Strukturen und seiner Unternehmenskultur passen. „Lieber kein Wachstum, als ein ungesundes Wachstum. Es muss sich gut anfühlen“, unterstreicht er seine Ansicht und ergänzt: „Manchmal kann es während des Übernahmeprozesses auch notwendig sein einen Schritt zurück zu gehen und eine Chance verstreichen zu lassen.“



Das Team

Tim Schwingenheuer macht klar: Das Wachstum seines Unternehmens war nie sein alleiniger Verdienst. Er erkennt: „Du musst die richtigen Menschen zur richtigen Zeit an den richtigen Stellen beschäftigen!“ Mit einem guten Team an Mitarbeitenden und Führungskräften, die wichtige Schlüsselpositionen besetzen, war es ihm möglich, sich aus dem Tagesgeschäft zu lösen und strategisch zu arbeiten. Um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu halten, ist es ihm wichtig, Perspektiven für seine Angestellten und Führungskräfte zu schaffen.

Die erste Gründung

Rückblickend sind aus Sicht von Tim Schwingenheuer vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend für eine erfolgreiche Selbstständigkeit: Neben dem funktionierenden Team ist die genaue Kenntnis der anvisierten Zielgruppe entscheidend. Nur so kann man sich richtig positionieren und die Käufergruppe mit den richtigen Kaufmotiven ansprechen. Die Gründerinnen und Gründer sollten sich außerdem gezielt mit ihren Planzahlen und ihren Emotionen auseinandersetzen und zur Entscheidung für oder gegen eine Selbstständigkeit zu kommen. „Ich kann nur dazu raten diesen Schritt zu gehen und nicht zu ängstlich zu sein. Letztlich ist aber wichtig, dass man sich gut und wohl mit seiner Entscheidung fühlt – schlaflose Nächte sind eher ein schlechtes Zeichen.“




Mit Mut und Zuversicht

Frisörin – dieser Beruf ist für Sarah Emmanuil wohl Berufung. Schon als Jugendliche frisierte sie ihre Freundinnen und hatte Spaß daran, ihren eigenen Modestil zu kreieren. Praktika und Nebenjobs bestärkten sie schließlich darin, den handwerklich-kreativen Beruf der Frisörin zu ergreifen. Ihr Vater – als selbständiger Straßenbauer ebenfalls Handwerker – war jedoch nicht gleich begeistert. „Er hatte sich für seine Tochter wohl einen besser bezahlten Beruf mit klassischeren Arbeitszeiten vorgestellt“, so die Jungunternehmerin. Doch Sarah ließ sich nicht beirren und ging ihren eigenen Weg.

Erfahrungen sammeln

Als 18-Jährige begann sie eine Ausbildung zur Frisörin und stieg anschließend schnell zur Assistentin des Chefs auf. Der nächste Karriereschritt folgte 2012: Nach erfolgreich bestandener Meisterfortbildung wechselte sie den Arbeitgeber und bekam die Chance, eine Salonleitung und damit mehr Verantwortung zu übernehmen. Nach mehreren Jahren Berufs- und Führungserfahrung suchte die Essenerin nach neuen Herausforderungen. Mutig entschied sie sich für einen Neuanfang: Es folgten ein kurzer Abstecher ins Lehramtsstudium (das sich jedoch nicht als das Richtige erwies) sowie eine Tätigkeit als Dozentin an der Frisörschule. Mit der Zeit reifte schließlich die Idee, sich selbstständig zu machen.

„Man muss nicht bei Null anfangen.“

– Sarah Emmanuil

Bewährtes fortführen

„Selbstständigkeit ist in unserer Branche nicht ungewöhnlich“, sagt Sarah. „Daher hatte auch ich diese Karriereoption immer im Hinterkopf.“ Von Anfang an stand jedoch fest: Es sollte keine Neugründung, sondern eine Übernahme werden. „Es gibt so viele bestehende Salons, mit vorhandener Ausstattung und festem Kundenstamm. Da muss man nicht bei Null anfangen“, lautet ihre Begründung. Und so machte sie sich mit Hilfe der Handwerkskammer Düsseldorf auf die Suche nach einem geeigneten Betrieb. Das war im Herbst 2019. Von der Corona-Pandemie ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand etwas. Mit einem Kaufgesuch trug sich die Frisörmeisterin in die Betriebsbörse der Handwerkskammer ein und wurde schnell fündig. Was statistisch gesehen zwei bis fünf Jahre dauert, ging bei Sarah recht schnell: Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Übernahme dauerte es gerade mal acht Monate. „Es hat einfach alles gepasst“, erinnert sich die heute 33-Jährige an die Gespräche mit der Übergeberin. „Der Betrieb existierte bereits seit 23 Jahren und überzeugte durch Qualität und Lage.“ Das war auch der Grund, warum Sarah – trotz Pandemie und allen damit verbundenen Unsicherheiten – an ihrer Selbstständigkeit festhielt. „Geholfen hat mir auch, dass ich bereits drei Monate vor der geplanten Übernahme als Angestellte in den Salon einsteigen konnte. So hatte ich Gelegenheit, den Salon und die Kundschaft kennenzulernen und alle weiteren Übernahmeschritte in enger Absprache mit der Übergeberin zu planen und in die Wege zu leiten.“ Im August 2020 erfolgte schließlich die Schlüsselübergabe.



Krise überwinden

„Die ersten Monate der Selbstständigkeit liefen super“, erinnert sich Sarah. „Bis im Dezember 2020 der zweite Lockdown kam und der Salon – diesmal unter meiner Führung – erneut schließen musste.“ Das war hart. Vor allem finanziell. Denn im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin, die den ersten Lockdown relativ gut überbrücken konnte, hatte Sarah keine finanziellen Rücklagen. „Als frisch gebackene Übernehmerin konnte ich den Kredit bei der Bank nicht verlängern oder anderweitig Unterstützung in Anspruch nehmen.“ Das bereitete der Jungunternehmerin schlaflose Nächte. Wie sollte sie das Geld für Miete, Lohnfortzahlungen und Verbindlichkeiten ohne einen Cent Einnahmen aufbringen? Mit einem privaten Kredit half schließlich ihr Vater aus und Sarah gelang es, diese schwierige Zeit durchzustehen. Inzwischen läuft ihr Salon besser denn je. „Ich habe ein fantastisches Team und eine wundervolle Familie die hinter mir steht“, schwärmt Sarah. Auch die Stammkunden sind ihr nach dem Lockdown treu geblieben. Zudem ist es Sarah gelungen, mit Werbung – insbesondere in den sozialen Medien – zahlreiche neue Kunden zu gewinnen.




Hoch hinaus

Wachstum durch Übernahme

Nach seiner Ausbildung, der erfolgreich abgelegten Meisterprüfung und der tatsächlich erfolgten Übernahme seines Ausbildungsbetriebs entstand der Kontakt zur betriebswirtschaftlichen Beratungsstelle der Handwerkskammer Düsseldorf, um sich bei seiner zweiten und komplexeren Übernahme begleiten zu lassen. Felix Hamburg sieht in der Übernahme größerer Dachdeckerbetriebe vor allem eine Chance darin, neue Mitarbeitende zu gewinnen.

„Die Auftragslage ist durchgängig so gut, dass sich eine Expansion lohnt. Aber Fachkräfte, die sind ein großer Engpass.“

– Felix Hamburg

Durch den Einstieg in bestehende Unternehmen ergibt sich die Gelegenheit, ein gut funktionierendes, eingespieltes und für neue Impulse offenes Team zu gewinnen. Sein Einstieg in eine bereits bestehende GmbH im Jahr 2022 erfolgte zunächst mit Übernahme von 50 Prozent der Anteile. Anfang des Jahres 2023 übernahm er dann die verbliebenen Anteile und wurde alleiniger Inhaber.

Der Austausch als Chance

„Während des Prozesses der Betriebsübernahme lernt man viel dazu“, so Hamburgs Erkenntnis. „Ich finde, dass man bei einer Nachfolge die bisherigen Abläufe und Strukturen zunächst bestehen lassen sollte, um von den Erfahrungen der ehemaligen Inhaberinnen und Inhabern profitieren zu können.“ Hamburg ergänzt: „Ich habe in den letzten zwei Jahren so viel gelernt, wie andere Menschen vielleicht in 15 Jahren. Und das ausdrücklich nicht nur von den ehemaligen Inhabern, sondern auch von den Altgesellen auf der Baustelle. Mir ist es sehr wichtig, in die neue Situation hineinzuwachsen und nichts zu überstürzen.“ Dennoch würde er in Zukunft eher auf eine befristete Beschäftigung der vorherigen Unternehmensspitze als auf eine Beteiligung setzen. Rückblickend betrachtet machen es klare Verhältnisse seiner Ansicht nach für alle Beteiligten einfacher, sich in die jeweils neuen Rollen einzufinden.

Weiterentwicklung und Veränderung



Derzeit fokussiert sich Felix Hamburg auf die Modernisierung und Digitalisierung seines Betriebs. Er möchte neue, kreative Ideen und Impulse einbringen, um seinen Betrieb zukunftsfest zu machen. Dabei wird sicher auch seine Rolle wieder neu definiert werden. „Langfristig wird das bedeuten, weniger Stunden auf der Baustelle zu verbringen und mehr Zeit für strategische Ziele aufzuwenden“, lautet die Zukunftsvision von Herrn Hamburg, auch wenn ihn die praktische Arbeit auf dem Dach nach wie vor begeistert. Parallel dazu will er die Augen nach geeigneten Betrieben zur Übernahme offenhalten, um weiter wachsen zu können. Sein Tipp für zukünftige Nachfolgerinnen und Nachfolger: „Traut euch und hört auf die alten Inhaberinnen und Inhaber – an vielen Stellen haben sie wirklich recht!“




Sprung ins kalte Wasser

Die Motivation

„Es kostete mich viel Überwindung, das wirklich zu machen, aber im Endeffekt hat es sich gelohnt“.

-Maximilian Vossen

Die plötzliche Erkrankung seines bisherigen Arbeitgebers führte dazu, dass Maximilian Vossen nach der Meisterschule nicht mehr in sein Angestelltenverhältnis zurückkehren konnte. Ihm eröffnete sich aber damit die Gelegenheit einer Existenzgründung. Vossen entschied sich für die Selbstständigkeit, übernahm den Standort seines Arbeitgebers und einige der bereits vorhandenen Maschinen. Er investierte, modernisierte und schuf einen Arbeitsplatz. „Für mich war es rückblickend irgendwie keine richtige Neugründung, aber eben auch keine richtige Nachfolge“.
Um sich beim Weg in die Selbstständigkeit unterstützen zu lassen, wandte sich Maximilian Vossen an die betriebswirtschaftliche Beratung der Handwerkskammer Düsseldorf.



Die Gründung

Um fundiert starten zu können, benötigte Maximilian Vossen Kapital. Aufgrund seiner im April 2021 erfolgreich abgelegten Meisterprüfung, bekam er die Möglichkeit zur Beantragung der Meistergründungsprämie NRW. Darüber hinaus wurde er von der Agentur für Arbeit mit dem Gründungszuschuss unterstützt. Die Handwerkskammer Düsseldorf half ihm bei der Erstellung des Businessplans und bei der Beantragung der notwendigen Fördermittel, die den Schritt in die selbstständige Tätigkeit erleichtert haben. Im Juli 2021 erfolgte dann die Gründung seiner eigenen Tischlerei.

Ende gut, alles gut?

Im Jahr 2023 kann Maximilian Vossen sein zweijähriges Jubiläum feiern. Er ist hoch motiviert, modernisiert und erweitert seine Werkstatt Stück für Stück. Seit August 2022 unterstützt ein Auszubildender das Team. Die Arbeitsabläufe und Prozesse haben sich eingespielt. Auch mit seiner Rolle als Selbstständiger und Arbeitgeber ist Vossen mittlerweile sehr zufrieden. Für ihn hat es sich gelohnt, ins kalte Wasser zu springen, und die Chance einer Gründung zu nutzen. Sein Fazit: „Man muss sich trauen! Ich hatte stets die Befürchtung, dass es mir zu viel werden könnte. Aber ehrlich gesagt erfüllt mich meine Selbstständigkeit sehr. Einen Job als Angestellter kann ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen.“




Von Plänen, Zufällen und Vertrauen

In der Jugend – sehr gute Schülerin eines Gymnasiums, Mutter gelernte Erzieherin, Vater im IT-Bereich tätig – deutete erst einmal nichts darauf hin, dass Jessica den Beruf der Bestatterin ergreifen würde. Als sie im Teenageralter keine Lust auf die Schule hatte, sagte ihr Vater aus Spaß: „Mach‘ doch eine Ausbildung bei Herrn Odenthal.“ Das war der Bestattermeister, der zufällig in der Nähe ihres Neusser Elternhauses wohnte. Was als kleine Frotzelei am Mittagstisch begann, nahm jedoch rasch Formen an, denn „gerade, weil es mir niemand zuzutrauen schien – ich war damals ein bisschen schüchtern – habe ich mir gesagt: Ich mache ein Praktikum!“ erzählt Jessica Beitzel. Das Ferienpraktikum gefiel ihr so gut, dass sie den Entschluss fasste, eine Ausbildung im Bestattungshaus Odenthal zu beginnen. Danach ging es Schlag auf Schlag: Bei der Gesellenprüfung bereits auf Kammer-, Landes und Bundesebene als Beste ausgezeichnet, erhielt die Nachwuchs-Handwerkerin Begabtenförderung und startete bald auch mit der Meisterfortbildung, die sie 2012 eben falls als Jahrgangsbeste abschloss. Ihr Wissen setzt Beitzel heute als Dozentin in der Aus- und Weiterbildung und als Mitglied im Prüfungsausschuss ein.

Die Motivation

Vor etwa zehn Jahren lernte Jessica Beitzel die damalige Leiterin des Unternehmens Bestattungen Hüsgen, Barbara Hüsgen, kennen – durch Zufall: „Wir hatten direkt eine Wellenlänge, und ich dachte noch: „Schade, dass dort keine Stelle frei ist“, lacht sie heute. Mitte 2015, einige Monate nach der Geburt ihrer ersten Tochter, ergab es sich, dass eben dieser Betrieb eine Aushilfe suchte. Beitzel stieg mit ein paar Stunden ein und steigerte mit der Zeit die Arbeitszeit. Verantwortung und Mitarbeiterzahl wuchsen, die „Wellenlänge“ blieb, und am Ende war man sich einig: Das Unternehmen sollte an Jessica Beitzel und ihren Mann Dennis, der inzwischen auch in den Betrieb eingetreten war, übergehen.

„Das Vertrauen zwischen meiner Chefin und mir hat im Übergabeprozess geholfen.“

-Jessica Beitzel

Die Entscheidung fußte auf mehreren Überlegungen: Barbara und Rolf Hüsgen betrieben zu diesem Zeitpunkt zwei große Betriebe, neben dem Bestattungshaus noch eine Tischlerei. Beide Betriebszweige konnten und wollten sie nicht weiterführen, in der Familie gab es keinen potentiell Nachfolgenden, und das gegenseitige Vertrauen zwischen der Chefin und ihrer Mitarbeiterin bildete eine solide Basis für den anstehenden Übergabeprozess. Ein großer Vorteil: Von Anfang an stand Beitzel als Nachfolgerin fest („Wenn wir das machen, dann nur mit dir“).



Die Herausforderungen

In einem ersten Schritt erfolgte 2019 die Trennung der beiden Firmen. 2024 war die Übergabe geplant; dann gab es eine Änderung im Zeitplan – die Inhaber konnten sich vorstellen, früher aufzuhören: 2021. Der Faktor Zeit, so Beitzel, sei nicht zu unterschätzen. Denn in der Folge kam es immer wieder zu Verzögerungen. Der Businessplan, den sie ganz ohne Hilfe schrieb, fand bei den Banken großen Anklang. Mit ihrem Konzept und ihrer Persönlichkeit konnte sie überzeugen, und auch bei der Firma sahen die Finanzfachleute keine Probleme. Trotzdem wurde das Vorhaben zunächst abgelehnt. Der Grund: Beim privaten Hausbau war die inzwischen vierköpfige Familie schlecht beraten worden. Als schließlich ein Geldinstitut gefunden war, tat sich beim Thema „Sicherheiten“ ein neues Hindernis auf: Die Bürgschaftsbank, die inzwischen mit ins Boot geholt worden war, sah den

vereinbarten Preis als zu hoch an. Da hieß es Nachverhandeln mit den Eigentümern beziehungsweise Übergebern. Ein heikler Punkt, der viele Übergaben scheitern lässt, wie HWK-Betriebsberater Kai Hambüchen bestätigt. Den Familien Beitzel und Hüsgen kam hier zugute, dass man „immer ehrlich miteinander war.“ So wurde auch diese Klippe gemeistert. Zum Schluss wurde Jessica Beitzel übergangsweise als Betriebsleiterin eingestellt, um die knapp werdende Zeit zu überbrücken.

Die Umsetzung

Im Frühjahr 2022 konnten die neuen Eigentümer schließlich auch den Rest ordnungsgemäß abwickeln wie etwa Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informieren oder Pfarreien, Friedhöfe und Lieferanten unterrichten. Die Unterschriften, die sie zur Inhaberin von „Bestattungen Hüsgen“ machten, setzte Beitzel gemeinsam mit ihrem Mann im Mai 2022 unter die Verträge. Dieser letzte Schritt, verbunden mit etwas Herzklopfen, wie die Jung-Unternehmerin offen zugibt, besiegelte dann den Übergabe-Prozess.

Und heute? Das Unternehmen ist – auch personell, mit vier Vollzeitkräften, einer weiteren Teilzeit kraft, zwei Auszubildenden und acht Aushilfen – solide aufgestellt. Die Lehren aus der geglückten Nachfolge: Jessica Beitzel rät dazu, das komplexe Gebilde aus Finanzierung, Förderung, personellen, rechtlichen und zwischenmenschlichen Einflussfaktoren nicht zu unterschätzen, und Beratung durch unabhängige Stellen wie die HWK frühzeitig in Anspruch zu nehmen. Ein gutes persönliches Netzwerk helfe dabei, sich auch durch kleine Rückschläge nicht entmutigen zu lassen.




Gründung mit neuem Preismodell

Wer Sarah Scherers Salon das erste Mal betritt, der merkt schnell: Hier habe ich es mit jemandem zu tun, der seinen Beruf mit Herz und Seele ausübt. Die junge Friseurmeisterin konnte sich bereits im Jahr 2017 als Gewinnerin beim German Hairdressing Award (Newcomer) durchsetzen, sie war Vizemeisterin Make-Up (Deutsche Friseurmeisterschaft 2017), ist seit 2018 Jurorin der Deutschen Friseurmeisterschaft, war Jahrgangsbeste bei der Friseurgesellenausbildung und daher auch Stipendiatin (Begabtenförderung NRW) für die Meisterschule. Diesen beruflichen Erfolgen ist konsequenterweise dann auch der Wunsch zur Aufnahme einer eigenen selbständigen Tätigkeit als Friseurmeisterin gefolgt.

Die Motivation

Frau Scherers Motivation ist es insbesondere, eine transparentere und genderneutrale Preispolitik durchzusetzen, die in bereits etablierten Salons nur schwer umsetzbar wäre.

„Ich möchte mit meinem Salon ein gänzlich neues Konzept etablieren.“

– Sarah Scherer

Frauen und Männer sollten für die gleiche Dienstleistung einen nachvollziehbaren, einheitlichen Satz bezahlen. Die Inklusion und Wertschätzung von nicht binären, diversen Personen ist genauso Thema, wie eine gesunde Unternehmenskultur, regelmäßige Pausen für Angestellte und eine angemessene Entlohnung. Die Anerkennung und Wertschätzung des Friseurberufes sind für Frau Scherer persönlich ein großes Anliegen. Daher möchte sie individuelle und hochqualitative Dienstleistungen anbieten, die in unsere moderne Zeit passen.



Das Geschäftsmodell

Der Preis der Dienstleistungen wird sich in Frau Scherers Salon am Stundenlohn der Stylistinnen und Stylisten bemessen. Hierbei spielt das Geschlecht der Kundinnen und Kunden keinerlei Rolle mehr. Diese Strategie macht Kosten transparent, planbar und gut nachvollziehbar. So stellt sich eine Gleichbehandlung aller Geschlechter ein. Frauen zahlen endlich für die gleiche erbrachte Dienstleistung – also den gleichen Zeit- und Materialaufwand – den gleichen Preis wie Männer.




Typ und Technik

Sertac Özenir ist ein Typ. Das sieht man auf den ersten Blick, und mit seinem Lächeln gewinnt er jeden. Trotzdem – in Zeiten von Online-Plattformen sei es schwierig geworden, als Einzelunternehmer mitzuhalten, sagt der Augenoptikermeister und setzt bei seinem Konzept auf Persönlichkeit und modernste technische Ausstattung. Das bringt ihm wichtige Mundpropaganda. Außerdem verfügt er neben dem klassischen Angebot über ein Spezialsortiment an Sport- und Kinderbrillen. Nach dem Credo, ausschließlich hochwertige Materialien mit traditioneller Handwerkskunst zu verbinden, setzt er bei der Auswahl seiner Kollektion ganz bewusst nicht auf einheitliche Massen-Mode-Label, sondern sucht nach kleinen Manufakturen, die aus Leidenschaft Brillen und Modelle von Hand fertigen.

Mit Social Media die Sichtbarkeit erhalten

Seit 2014 ist er mit seiner „Sehwelt Eller“ darüber hinaus auf Facebook vertreten, seit 2017 auch auf Instagram. Özenir nutzt die Macht der schönen Bilder. So kann er Kunden, Follower und Freunde direkt und schnell ansprechen, und das mit geringen Kosten.

Online-Marketing kann ich jedem Handwerksbetrieb empfehlen. Günstiger kann man keine so hohen Reichweiten erzielen.“

– Sertac Özenir

Auch als Corona sich auf der ganzen Welt verbreitete, konnte er so die Sichtbarkeit der „Sehwelt Eller“ aufrechterhalten und seine Produkte und Aktionen treffsicher promoten.



Exklusiver und authentischer denn je

2019 hat Sertac Özenir sein Ladenlokal komplett umgebaut. „Ziel war es dabei, nach gut einem Jahrzehnt noch authentischer zu werden“, so der Augenoptikermeister. „Man kennt mich zwar schon und kommt aus Vertrauen zu mir, dennoch war mir eine Veränderung wichtig, die die Exklusivität meines Angebotes unterstreicht“.

Zu diesem Zeitpunkt wurde auch gleichzeitig die gesamte Kollektion umgestellt, um sein Alleinstellungsmerkmal zu festigen.

Geschäftsmodell Wohnzimmer-Atmosphäre

In den aktuellen vier Wänden der „Sehwelt Eller“, in denen man sich wohlfühlen kann, wie in einem Wohnzimmer, heißt Sertac Özenir seine Gäste in seiner unnachahmlichen Art und Weise willkommen, statt sie einfach nur als Kundinnen und Kunden zu bedienen.
Sein Team fertigt gewissenhaft und mit viel Herzblut individuelle Brillen ganz nach den Wünschen und Vorstellungen der Kundschaft. In entspannter Atmosphäre lassen sich die neuesten Brillenkollektionen, ein großes Angebot an Gleitsicht-, Sport- und Kinderbrillen sowie Modelle seiner eigenen Design-Linie an- und ausprobieren. Eine traditionelle Siebträger-Espresso-Maschine steht bereit, um darüber hinaus aromatische Kaffeehausstimmung zu verbreiten.




Herz und Strategie

Obwohl sie sich ihrer Sache immer sicher war, stieß Isabella Krätz in anfänglichen Gesprächen mit ihrem Ladenbauer, potentiellen Zulieferern und anderen Café-Betreibenden mehr auf Ablehnung als auf Unterstützung. „Keiner hat geglaubt, dass das Thema Glutenunverträglichkeit je so groß würde, wie es heute ist“ erinnert sie sich. „Auch meine direkten Kolleginnen und Kollegen haben mich eher mitleidig angeschaut und meinten, dass braucht außer dir doch kein Mensch‘“. Dieses Unverständnis begegnete ihr nach ihrer Diagnose der Glutenunverträglichkeit auch bei dem Besuch anderer Restaurants und Cafés. „Auf einmal bekam ich nichts mehr zu Essen und musste immer eine Tupperdose mit trockenen Keksen mitnehmen.“

Der Weg zum Ziel

Dennoch oder gerade deswegen hielt sie an ihren Zielen fest und was dann folgte stand der Experimentierfreude in einem Chemielabor in nichts nach. Isabella Krätz Anspruch, nicht nur glutenfreie, sondern auch gesunde, mit vielen sekundären Pflanzenstoffen versehene Produkte herzustellen, stellte sie immer wieder vor neue Herausforderungen, die sie – so viel ist heute klar – allesamt mit Bravour meisterte.

„Glutenfreie Nahrung ist ein superwichtiges Thema, das darüber hinaus enorm hohe Reichweiten erzielt.“

– Isabella Krätz

Davon ist auch ihr Sohn und Mitgesellschafter Dominic Krätz überzeugt. Er koordinierte die Werbeaktivitäten der Pâtisserie von Beginn an. Etwa eineinhalb bis zwei Stunden pro Woche investierte er anfänglich dafür.
Nachdem der erste Standort in Düsseldorf Oberkassel gegründet war, stellte sich schnell heraus, dass ein zweites To-Go Geschäft auf der renommierten Königsallee der Landeshauptstadt etabliert werden sollte. Mit diesem wuchs nicht nur das tolle Angestellten-Team, sondern auch die Backstube benötigte ein erstes Upgrade und musste vergrößert werden.



Hoch hinaus

Der Erfolg gab Isabella Krätz recht: Im Abstand von nur wenigen Monaten folgten weitere Standorte in ganz Deutschland. Nach Hamburg und Aachen öffnete die Pâtisserie außerdem in Stuttgart, Köln, Frankfurt und München ihre Pforten. Auch die Backstube musste ein zweites Mal umziehen: Eine große Produktionsstätte in Duisburg sorgt jetzt jedoch dafür, dass alle Standorte hinreichend mit den glutenfreien Produkten ausgestattet werden.

Ein eigener Online-Shop mit zahlreichen gesunden Leckereien rundet das Geschäftsmodell ab.

Die Tipps der Gründerin

Mittlerweile hat sich die „Isabella Glutenfreie Pâtisserie“ als eigene Marke fest etabliert und sieht einem weiteren, rasant schnellen Wachstum entgegen. Wenn Isabella Krätz anderen Gründerinnen und Gründern gerade im Lebensmittelhandwerk eines mit auf den Weg geben möchte, dann ist es folgendes: „Denken Sie von vornherein die Themen Logistik, Marketing und vor allem Personal mit.“ Auch ihre Pâtisserie hat sich mittlerweile Unterstützung von entsprechenden Expertinnen und Experten eingeholt und wir sehen: Ihr Erfolgskonzept ist aufgegangen!




Gut vernetzt ist halb gewonnen

Janine Kirchmair kommt aus einer Unternehmerinnen-Familie: Ihre Großmutter hat im Jahr 1954 ein kleines Friseur-Geschäft in Willich gegründet. Als Janine Kirchmair 30 Jahre alt wurde, hat sie den Salon übernommen und ein neues Geschäftsmodell etabliert. „Ich wollte unsere Familientradition weiterführen, den Betrieb aber zugleich neu und modern ausrichten“, sagt sie stolz.

Schritt für Schritt zur Unternehmerin

„Die Ausarbeitung des Unternehmenskonzeptes hat mir außerordentlich viele Einblicke in die Bedeutung betriebswirtschaftlicher Zahlen gegeben. Das war gut so, denn ich bin von Natur aus eher ein praktisch orientierter Mensch.“

„Mit Unterstützung der Handwerkskammer Düsseldorf habe ich gelernt, vorausschauend zu planen – eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich zu sein.“

– Janine Kirchmair

Geholfen hat ihr auch die Überlegung, wie viel Zeit sie in ihrem Betrieb wirklich produktiv mitarbeitet. „Bis heute vergleiche ich die Zahlen der betriebswirtschaftlichen Auswertungen regelmäßig mit denen aus meiner Branche und mache zusammen mit der Handwerkskammer einen jährlichen Check-up“, so Kirchmair. „Diese Vorgehensweise zeigt, wo meine Verbesserungspotentiale liegen und hat mich zudem gut durch die letzten Jahre der Corona-Pandemie und Energiekrise geführt.“



Netzwerken ist alles

Im Jahr 2023 führt sie den Salon bereits zehn Jahre. Außerdem ist die zweifache Mutter ehrenamtlich aktiv: Sie ist im Gesellenprüfungsausschuss und in der Friseurinnung engagiert. Über die betriebswirtschaftliche Beratung der Handwerkskammer wurde sie auch auf den handwerklichen Nachwuchsverband aufmerksam.

Seit 2022 ist sie Vorsitzende der Junioren des Handwerks und meint: „Der Austausch mit anderen Selbstständigen aus anderen Handwerken ist nicht nur angenehm, sondern auch sehr wertvoll. Ich bekomme von Außenstehenden einen realistischeren Einblick darüber, wie fachfremde Inhaberinnen und Inhaber mein Unternehmen wahrnehmen und kann entsprechend korrigieren.“