Tradition trifft Moderne

Die Selbstständigkeit wurde Benedikt Andler in die Wiege gelegt: Ausgestattet mit einer ordentlichen Portion Zielstrebigkeit und Unternehmergeist erlebte er in der Familie von Kindesbeinen an mit, was es bedeutet, Unternehmer zu sein. „Ich fühlte mich eigentlich immer schon in der Lage, die Verantwortung für einen eigenen Betrieb zu übernehmen“, so der 28-Jährige.

„Als klar war, dass meine Mutter sich als Chefin in absehbarer Zeit aus dem Betrieb zurückziehen würde, rückte das Thema Betriebsübernahme in den Fokus“, erinnert sich Benedikt Andler. „Zunehmend wurde ich in unternehmerische Entscheidungen eingebunden – etwa, ob der Pachtvertrag für die Backstube verlängert oder aber in ein angrenzendes Grundstück plus Neubau investiert werden sollte.“ Für den damals Anfang 20-Jährigen keine einfach zu überblickende Ausgangslage.

„Ich brauchte eine neutrale Person, die mir erklärt, wie es wirtschaftlich um die Bäckerei steht und die mir bei der Risikoeinschätzung hilft.“ 

Benedikt Moritz Andler

Die Unterstützung bekam er bei der betriebswirtschaftlichen Beratung der Handwerkskammer – ehrlich und unverblümt. „Mein Berater machte mir klar, dass ich mich mit der Investition in einen Neubau finanziell hoch belaste und ich dies auf lange Sicht nur stemmen könne, wenn die Bäckerei produktiver würde.“ Dass der Betrieb in betriebswirtschaftlicher Hinsicht deutlichen Optimierungsbedarf hatte, machte die Entscheidung nicht einfacher. Immer wieder traf sich Ben deshalb mit seinem Berater und diskutierte unterschiedliche Szenarien. „Zwischenzeitlich stand sogar zur Debatte neu zu gründen statt die Nachfolge anzutreten.“ Letztendlich entschied sich die Familie aber dafür, den Pachtvertrag fortzuführen und nahm so Druck aus der Angelegenheit. Ben nutzte die Zeit bis zum Ausscheiden seiner Mutter, um den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen. Er entwickelte neue Produkte und Geschäftsideen und schaffte es so, eine wirtschaftlich stabile Übernahme möglich zu machen.

„Ich bin stolz darauf, die Familientradition fortzuführen“

Benedikt Moritz Andler

Regional ist das neue Cool

Wichtige Eckpfeiler in seinem Geschäftskonzept: Regionalität und Nachhaltigkeit. „Ich bin in der heimischen Landwirtschaft gut vernetzt und beziehe von dort Rohstoffe, wie Milch, Eier und Dinkel. Aber auch saisonales Obst für unsere Erdbeer- und Pflaumenkuchen.“ Die Ackerbohnen als Eiweißquelle für das von ihm kreierte Ackerbohnenbrot baut Benedikt Andler sogar selber an – gemeinsam mit einem befreundeten Landwirt. „Wir waren die erste Bäckerei in Deutschland, die ein Brot mit 40 Prozent Ackerbohnenanteil entwickelt hat. Mittlerweile verzichten wir auch bei unseren anderen Produkten auf importiertes Soja und setzen ganz auf die heimische Eiweißpflanze.“ Auch beim Thema Nachhaltigkeit geht Benedikt mit der Zeit: „Grundsätzlich versuchen wir immer nur die Menge zu backen, die wir auch verkaufen. Wir freuen uns deshalb, wenn die Kunden vorbestellen. Sollten dennoch Backwaren übrig bleiben, frieren wir Brote ein und spenden sie an gemeinnützige Organisationen. Oder sie werden getrocknet als Tierfutter verwertet.“

Das Brot kommt zum Kunden

Eine besondere Herausforderung für die Kelzenberger Bäckerei ist, dass sie kein Filialnetz betreibt und mit ihrem Standort im Gewerbegebiet keine klassische Laufkundschaft anzieht. „Zu unserer Vermarktungsstrategie gehörte daher schon immer die Belieferung der Kunden mit einem eigenen Marktfahrzeug auf den Wochenmärkten der Region.“ Das allein reicht heutzutage aber nicht mehr aus. Deshalb vertreibt Benedikt seine Backwaren auch deutschlandweit über Online-Plattformen und den eigenen Webshop – allen voran das Kelzenberger Vollkornbrot, das es sogar ins Sortiment einiger Supermärkte geschafft hat. „In Hofläden sind wir hingegen mit solchen Backwaren vertreten, die einen Bezug zu den auf den Höfen angebauten Produkten haben – wie Apfelstollen, Kürbisstuten oder Spargelbrot.“ Immer wieder erschließt der junge Bäckermeister auch neue Absatzmärkte. Für Liebhaber des typisch amerikanischen Frikadellen-Genuss kooperiert er aktuell mit einer Metzgerei, die neben Fleischpatties auch frisch gebackenen Burger-Buns der Kelzenberger Bäckerei anbietet.

Herausforderung Fachkräftemangel

Auf die ersten Jahre seine Selbstständigkeit blickt Benedikt zu Recht mit Stolz zurück. Er hat die ersten Hürden gemeistert, wertvolle Kontakte geknüpft und dem Betrieb seine Handschrift verliehen. Doch wie viele Unternehmer sieht auch er sich schon mit der nächsten Herausforderung konfrontiert: dem Fachkräftemangel. „Es ist aktuell schwierig, gute Mitarbeitende zu finden und vor allem langfristig zu halten. Aber ich stelle mich auch dieser Aufgabe und blicke zuversichtlich in die Zukunft.“