Außenwirtschaft: Markterkundung London

Der Großraum London – dessen Entfernung zu Düsseldorf in etwa der Entfernung zwischen Düsseldorf und München entspricht – zählt zu den wirtschaftsstärksten Metropolregionen Europas. Rund neun Millionen Menschen leben im Stadtgebiet, in der gesamten Metropolregion sind es sogar über 14 Millionen Einwohner. Die jährliche Wirtschaftsleistung Londons liegt bei mehr als 500 Milliarden Pfund – ein Wert, der dem Bruttoinlandsprodukt ganzer europäischer Staaten entspricht. Besonders dynamisch ist der Bau- und Immobiliensektor. Jahr für Jahr fließen Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe in Neubauprojekte, Sanierungen, Infrastrukturmaßnahmen sowie hochwertige Wohn- und Gewerbeimmobilien. Der anhaltende Bedarf an Wohnraum, Modernisierung und nachhaltigem Bauen sorgt für eine konstant hohe Nachfrage nach qualifizierten Fachbetrieben. Für spezialisierte Handwerksunternehmen mit hohem Qualitätsanspruch bietet dieser Markt attraktive Perspektiven.

Internationale Bühne für Bau und Handwerk

Die London Build ist weit mehr als eine klassische Fachmesse. Sie ist Treffpunkt für Bauunternehmen, Architekturbüros, Projektentwickler, Investoren und Zulieferer aus aller Welt. Die aus dem Kammerbezirk Düsseldorf angereisten Unternehmer hatten hier Gelegenheit, sich mit potenziellen Geschäftspartnern direkt, praxisnah und offen auszutauschen. Besonders die Themen Qualitätssicherung, Zuverlässigkeit, Termin- und Ausführungsgenauigkeit sowie nachhaltige Bauweisen spielten eine große Rolle. Schnell zeigte sich, dass deutsche Handwerksbetriebe hier punkten können. So weckten beispielsweise zwei mitgereiste Dachdeckerbetriebe aus Düsseldorf und Essen mit ihrem Know-how im Bereich anspruchsvoller Dachkonstruktionen, Sanierungen im Bestand und langlebiger Materialien das Interesse der Briten. Und ein Tischlereibetrieb aus Vreden überzeugte mit individuellen Lösungen, Maßarbeit und einem hohen gestalterischen Anspruch – Aspekte, die im hochwertigen Wohn- und Objektbau in London stark nachgefragt sind.

Deutsche Handwerksbetriebe genießen in Großbritannien einen exzellenten Ruf. Hier sind qualitativ hochwertige, zuverlässige und spezialisierte Leistungen stark nachgefragt.

-Gerd Fahrendorf

Insider-Wissen

Sehr wertvoll waren für die mitgereisten Unternehmer auch Kontakte, die über den Messebesuch hinausreichten. So kam es unter anderem zu Gesprächen mit einem deutschen Architekten, der seit über 20 Jahren erfolgreich in London tätig ist. Seine Erfahrungen aus der Praxis – von Projektabläufen über die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern bis hin zu kulturellen Besonderheiten – lieferten realistische und zugleich ermutigende Einblicke in den britischen Markt. Darüber hinaus tauschten sich die Betriebsinhaber mit englischen Steuerberatern über Abwicklungs- und Strukturierungsfragen aus. Themen wie Vertragsgestaltung, steuerliche Rahmenbedingungen und organisatorische Anforderungen wurden offen angesprochen und eingeordnet. Gerade diese Gespräche machten deutlich, dass viele Herausforderungen lösbar sind, wenn sie frühzeitig bedacht und professionell begleitet werden.

Die Reise nach London hat sich gelohnt. Ich konnte neue Perspektiven gewinnen und wertvolle Kontakte knüpfen.

-Felix Hamburg, Dachdeckermeister aus Düsseldorf

International denken – im eigenen Betrieb profitieren

Zusätzlich wurde ein oft unterschätzter Effekt internationaler Aktivitäten deutlich: Handwerksunternehmen, die sich mit ausländischen Märkten beschäftigen, professionalisieren zugleich ihre internen Abläufe in Deutschland. Denn: Wer sich auf internationale Projekte vorbereitet, muss Prozesse klar strukturieren, Zuständigkeiten definieren und Abläufe sauber dokumentieren – von der Angebotskalkulation über die Projektplanung bis hin zur Kommunikation. Diese Herangehensweise wirkt nicht nur im Ausland, sondern stärkt auch das Tagesgeschäft im heimischen Betrieb. Klare Prozesse, verlässliche Zeitpläne und transparente Kostenstrukturen führen zu mehr Effizienz, höherer Qualität und besserer Planbarkeit. Internationales Denken wird so zu einem echten Organisations- und Wettbewerbsvorteil.

Lernen, verstehen, einordnen

Die Reise nach London zeigte eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Handwerksbetriebe den Mut haben, über den regionalen Markt hinauszublicken. Internationalisierung ist kein Selbstzweck – sie ist eine strategische Option für Betriebe, die wachsen, sich spezialisieren oder neue Geschäftsfelder erschließen wollen. Die teilnehmenden Betriebe erfuhren, welche Leistungen gefragt sind, welche Projekte sich für den Einstieg eignen und welche Anpassungen notwendig sind, um auf dem britischen Markt erfolgreich zu sein.

Das deutsche Handwerk muss sich auf internationalen Märkten nicht verstecken – im Gegenteil. Unsere Betriebe kehrten mit gestärktem Selbstbewusstsein von dieser Reise zurück.

-Gerd Fahrendorf

Neben Unternehmerreisen bietet die Handwerkskammer auch weitere Unterstützung bei der Erkundung und Erschließung neuer Märkte an. Dazu zählen Besuche von internationalen Messen, Netzwerkkontakte und individuelle Hilfestellung – etwa bei der Aufbau- und Ablauforganisation internationaler Tätigkeiten oder zu Möglichkeiten der Fachkräftegewinnung.




Nachfolgeakademie

Viele Nachfolgerinnen und Nachfolger haben zwar Fachwissen, aber wenig Erfahrung mit Zahlen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. In der Nachfolgeakademie bekommen sie Einblicke in Aufgaben der Unternehmensführung und wichtige Informationen zur Vorbereitung einer erfolgreichen Betriebsübernahme. Begleitet werden die Schulungen durch Coaching-Einheiten, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Vorhaben reflektieren und einen persönlichen Nachfolgefahrplan entwickeln können.

In der Nachfolgeakademie zeigen wir, wie man eine Übernahme gut vorbereitet und geben Tipps für die künftigen unternehmerischen Aufgaben.

Rebecca Haag, HWK-Karrierescout

Themen im Überblick

Businessplan: Wer einen Betrieb übernehmen und erfolgreich in die Zukunft führen will, braucht eine Strategie. Als Fahrplan für unternehmerische Entscheidungen und auch, um Förderkredite bei Banken beantragen zu können. Expertinnen und Experten der Handwerkskammer geben einen Überblick und Hilfestellungen zu den Inhalten eines gelungenen Businessplans.

Unternehmenswertabschätzung: Potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger fragen sich oft: Ist der Kaufpreis für den zu übernehmenden Betrieb gerechtfertigt? In der Nachfolgeakademie erfahren sie, woran sich der Wert eines Unternehmens bemisst und welche Aspekte im Verhandlungsprozess genauer unter die Lupe genommen werden sollten, um mögliche Risiken vorab zu identifizieren.

Finanzierung: Für den Kauf eines etablierten Betriebs reicht das vorhandene Eigenkapital in der Regel nicht aus. Übernehmerinnen und Übernehmer sind daher auf Fremdkapital angewiesen. Bei uns erhalten sie einen Überblick über die wichtigsten öffentliche Förderkredite und Zuschüsse.

Marketing: Ein neuer Chef oder eine neue Chefin bedeutet auch: frischer Wind im Außenauftritt. Ob Website, Social Media oder klassische Werbung – in diesem Modul erfahren die Teilnehmenden, wie sie ihren Betrieb sichtbar machen, das Vertrauen bestehender Kundschaft sichern und neue Zielgruppen erschließen.

Personal übernehmen und führen: Die Übernahme ist nicht nur ein Generationenwechsel an der Spitze, sondern betrifft auch das Team. In der Nachfolgeakademie beschäftigen wir uns damit, welche rechtlichen Vorgaben mit Blick auf das Personal beachtet werden müssen und wie es gelingt, Mitarbeitende erfolgreich zu führen. Auch Strategien zur Fachkräftebindung und zur Personalgewinnung stehen auf dem Programm.

Unternehmensorganisation: Ob Kalkulation, die Planung von Arbeitsabläufen oder der Einsatz von Software. In der Nachfolgeakademie schauen wir uns an, was im Unternehmensalltag zu organisieren ist und wie die Produktivität verbessert werden kann. Außerdem erfahren die Teilnehmenden, welche betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wichtig sind und wie man eine Bilanz liest.

Persönlich & praxisnah

Die Referentinnen und Referenten der Nachfolgeakademie haben langjährige Erfahrung in der Beratung von Handwerksbetrieben und können den Teilnehmenden so wichtige Sachverhalte anhand konkreter Beispiele verdeutlichen sowie wertvolle Praxistipps mit auf den Weg geben. Bei Bedarf begleiten die Kolleginnen und Kollegen die Teilnehmenden anschließend zudem persönlich im Nachfolgeprozess – von der ersten Finanzierungsplanung bis hin zur Ausarbeitung konkreter Übernahmemodalitäten.

Die Nachfolgeakademie war für mich der Türöffner für die weitere persönliche Begleitung durch einen Berater der Handwerkskammer. 2023 habe ich den Betrieb meines Vaters erfolgreich übernommen.

Sebastian Kluth, Teilnehmer der Nachfolgeakademie

Lernen, vernetzen, wachsen

Ein Mehrwert entsteht auch durch den Austausch der Teilnehmenden untereinander. Sie können Kontakte knüpfen, von den Erfahrungen anderer lernen und merken dabei schnell: Mit den eigenen Fragen und Herausforderungen ist man nicht allein.



Zudem erhält man Impulse, sich selbst als Unternehmerpersönlichkeit zu entwickeln. So haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, ihre eigenen Kompetenzen und ihr Übernahmevorhaben anhand des frisch erworbenen Wissens zu reflektieren und weitere, individuelle Handlungsschritte abzuleiten.

Jetzt vormerken

Die Nachfolgeakademie findet einmal im Jahr an vier Nachmittagsterminen à drei Stunden statt. Dazu treffen wir uns im wöchentlichen Rhythmus in der Handwerkskammer in Düsseldorf. Das Angebot ist kostenlos und richtet sich sowohl an Personen, die eine Übernahme bereits konkret geplant haben, als auch an solche, die noch ganz am Anfang stehen oder auf der Suche nach einem Übernahmebetrieb sind. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Interessierte können sich unter karrierescout@hwk-duesseldorf.de auf die Vormerkliste setzen lassen. Sobald die Termine für die nächste Nachfolgeakademie feststehen und die Anmeldemöglichkeit freigeschaltet ist, erhalten vorgemerkte Personen eine Mail mit weiteren Informationen.




Rechtsformwechsel: Aktionstag 2025

Das Einzelunternehmen ist statistisch nach wie vor die dominierende Rechtsform bei Handwerksunternehmen. Dies spiegelte sich auch am Aktionstag wider: Über 90 Prozent der anwesenden Betriebsinhaberinnen und -inhaber bestätigten, ihren Betrieb derzeit als Einzelunternehmen zu organisieren. Jedoch könnte für den ein oder anderen Handwerksbetrieb auch eine andere als diese klassische Rechtsform interessant sein.

Folgende Weichenstellungen sind bei Rechtsformwahl und -wechsel immer mitzudenken: Haftung, Gründungsaufwand und Finanzierung, Kooperation und Wachstum, Nachfolge und Reputation.

-Jonan Recksiek

Vergleich: Personen- und Kapitalgesellschaft

Zur besseren Einordnung der verschiedenen Rechtsformen lohnt sich ein Blick auf deren Systematik. „Grundsätzlich wird zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften unterschieden“, erläuterte Florian Dreyer, betriebswirtschaftlicher Berater der Handwerkskammer. „Personengesellschaften wie die GbR oder die KG lassen sich in der Regel formfrei und mit geringem Kostenaufwand gründen. Zudem gelten weniger strenge Buchführungs- und Veröffentlichungspflichten.“ Jedoch haften Inhaberinnen und Inhaber bei diesen Personengesellschaften unbeschränkt, das heißt auch mit ihrem Privatvermögen. Im Gegensatz dazu sei die Haftung bei Kapitalgesellschaften wie der GmbH, UG oder AG beschränkt, da es sich um eigene (juristische) Personen handele. „Die Gründung einer Kapitalgesellschaft ist zeit- und kostenintensiver, weil ein Notar involviert sein muss. Außerdem gelten Besonderheiten bei der Besteuerung sowie eine Bilanzierungs- und Veröffentlichungspflicht.“




© Handwerkskammer Düsseldorf

Vom Einzelunternehmen zur GmbH

Doch wann macht der Wechsel der Rechtsform, insbesondere von einem Einzelunternehmen zur GmbH, Sinn? Diese Frage beantwortete Nils Pohlmann von der Pohlmann-Steuern GmbH Steuerberatungsgesellschaft: „Unternehmen mit wachsender Auftragslage, einem großen Investitionsbedarf oder einer absehbaren Betriebsübergabe können von einem Wechsel der Rechtsform profitieren.“

Zentrale Vorteile der GmbH:

  • Haftungsschutz: Trennung von Privat- und Betriebsvermögen
  • Steuervorteile: Körperschaftsteuer statt Einkommensteuer
  • Nettolohnoptimierung: Gestaltung des Geschäftsführergehalts
  • Wachstum: bessere Finanzierungsmöglichkeiten
  • Nachfolge: einfachere Unternehmensübertragung
  • Reputation: seriöseres Auftreten bei Banken und Geschäftspartnern

Der Zeitpunkt, um über einen Wechsel zur GmbH nachzudenken, sei gekommen, wenn die Risiken der Haftung, eine zu hohe Steuerlast, begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten oder Komplikationen bei der Betriebsübergabe abzusehen seien. „Als Faustregel für die Steuerersparnis gilt: Ab ca. 70.000 Euro Gewinn pro Jahr wird die GmbH interessant.“

Die GmbH dient der Investition, nicht dem Konsum.

-Nils Pohlmann

Weichenstellungen für einen Wechsel

Der Weg vom Einzelunternehmen zur GmbH läuft in drei Schritten ab und weist vor allem folgende Besonderheiten auf:

  1. Gründung der GmbH: Gesellschaftsvertrag beim Notar, Einzahlung des Stammkapitals und Eintragung ins Handelsregister
  2. Erstellung einer Schlussbilanz: GmbH kennt keine Einnahmenüberschussrechnung (EÜR), daher Überleitungsrechnung zur Bilanzierung
  3. Einbringung des Einzelunternehmens in die GmbH: Rückwirkungsfiktion bis zu 8 Monate, Buchwertantrag stellen, 7-Jährige Sperrfrist beachten, Grunderwerbssteuer bei Einbringung von Grundstücken beachten

Grundsätzlich ist es ratsam, frühzeitig mit der Planung zu beginnen, da die Umstellung gründlich vorbereitet sowie betriebliche, rechtliche, steuerliche und notarielle Aspekte miteinander abgestimmt werden müssen.

Diskussion und Austausch

Neben Expertenvorträgen gab es beim Aktionstag einen lebendigen Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Während der abschließenden Podiumsdiskussion konnten diese zahlreiche Fragen stellen – etwa zur Haftung in der Übergangszeit, zur Behandlung offener Rechnungen, zur Entnahmemöglichkeit in der GmbH oder zur Rolle des Geschäftsführers. Zeit für persönlichen Austausch bot das abschließenden Get-together.




KI im Handwerk: Einfach.Praktisch.Machbar.

„Ein Blick in die Geschichte der Künstlichen Intelligenz zeigt: Die ersten Meilensteine wurden bereits vor Jahrzehnten entwickelt“, leitete Tobias Vogel, Unternehmensberater der Handwerkskammer Düsseldorf, den Aktionstag ein. Beispiele dafür seien der so genannten Turing-Test, der die Fähigkeit einer Maschine beurteilt, menschenähnlich zu kommunizieren. Oder aber der erste Schachcomputer, der einen Weltmeister schlagen konnte. „Was heute in aller Munde ist – ChatGPT  oder künstliche Bildgenerierung – sind schlicht Weiterentwicklungen, die mühelos für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können und so für immer mehr Menschen Nutzen bringen.“

Wissen ist Macht

KI ist also keine neumodische Eintagsfliege, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung, deren Entwicklung in den letzten Jahren rasant zugenommen hat. „KI ist längst da und gekommen, um zu bleiben“, so Tobias Vogel. „Aber sie hat auch ihre Schattenseiten: Deepfakes, Fake News oder Probleme mit dem Datenschutz.“ Diese seien jedoch kein Grund, Künstliche Intelligenz zu verteufeln oder sich Angst einjagen zu lassen.

Wer KI meidet, verzichtet auf den Motor der Zukunft – entscheidend ist nicht, ob Risiken existieren, sondern ob wir sie klug managen und die Chancen für uns nutzen.

-Tobias Vogel

Aufklärung und das Wissen über den verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz bieten Handwerkinnen und Handwerkern die Chance, einen Mehrwert für ihr Unternehmen zu schaffen.




© KI-generiert mit Canva, Handwerkskammer Düsseldorf

Probieren geht über Studieren

Wie Künstliche Intelligenz im Betrieb eingesetzt werden kann, erfuhren die Gäste von André Maaß, ebenfalls Berater bei der Handwerkskammer Düsseldorf sowie Daniel Hölscher, Inhaber der Gebr. Hölscher Bauunternehmung GmbH.  André Maaß holte einfach sein Smartphone hervor und demonstrierte live, wie einfach sich ChatGPT nutzen lässt. Er nutzte die Spracheingabefunktion, um ein Gespräch mit der KI zu führen und sich Fragen beantworten zu lassen, die die Zuschauer stellten. Die Botschaft war eindeutig:

Einfach anfangen, ausprobieren, entdecken – und zwar jetzt!

-André Maaß

Unternehmer Hölscher setzt KI bereits beim Schreiben von Textbausteinen, der Strukturierung von Angeboten und zur Baustellendokumentation ein. Er nutzt dafür verschiedene Tools, hauptsächlich aber Large Language Modelle (LLM) wie ChatGPT, Google Gemini oder Perplexity AI. Er hat vieles einfach ausprobiert und ist begeistert von der Zeitersparnis durch den Einsatz von KI. Dabei braucht es seiner Ansicht nach keine Branchensoftware oder eine kostenintensive Individuallösung; Schulungen für die Mitarbeitenden und ein Profi-Zugang zu einem der LLMs sind ausreichend. Sein pragmatischer Rat:

Suchen Sie sich die Aufgabe, die Sie am meisten nervt und geben Sie diese an die KI ab.“

-Daniel Hölscher

Von Erfahrungen anderer lernen

Zu guter Letzt konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Aktionstages ihre individuellen Fragen an die Experten stellen oder von ihren eigenen Erfahrungen mit KI berichten. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich die bisherigen Berührungspunkte sind. Während einige Teilnehmende bereits spezielle Prompt-Techniken diskutierten, beschäftigte andere eher die Frage, wie sie den Einstieg in die Künstliche Intelligenz für sich finden könnten oder, ob dies wirklich notwendig sei. Die Stimmung war dabei offen, konstruktiv und neugierig und machte vielen Lust, sich nach der Veranstaltung nochmal an den Schreibtisch zu setzten und gleich selbst auszuprobieren, wie KI im eigenen Betrieb funktionieren kann.




NRW.BANK.Invest Zukunft: Förderprogramm der NRW.Bank

Was das Programm so besonders macht und warum es sich für Handwerksbetriebe lohnt, darüber sprach die MUTIG-Redaktion mit Philipp Salm, Leiter der Förderberatung für das Rheinland in der NRW.BANK.

Rahmendaten

MUTIG: Was ist der Vorteil des neuen Förderprogramms Invest Zukunft?

Philipp Salm: NRW.BANK.Invest Zukunft ist quasi der Investitionsturbo für alle Vorhaben rund um Digitalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit. Das Darlehensprogramm bietet einen gegenüber dem Marktzins um bis zu zwei Prozent niedrigeren Zinssatz. Statt zum Beispiel 4,5 Prozent zahlt ein Unternehmen damit nur einen Zinssatz von 2,5 Prozent. Alle Unternehmen in NRW können die zinsvergünstigten Darlehen nutzen – unabhängig von ihrer Größe.

Kleine und mittlere Unternehmen erhalten zusätzlich einen Tilgungsnachlass von 5, 10 oder 20 Prozent – abhängig von ihrer Größe und der Investitionshöhe. Ein kleines Unternehmen, das 500.000 Euro investiert, kann zum Beispiel insgesamt bis zu 170.000 Euro sparen.

Ein kleines Unternehmen, das 500.000 Euro investiert, kann insgesamt bis zu 170.000 Euro sparen.

-Philipp Salm

MUTIG: Welche Investitionen unterstützt das Programm?

Philipp Salm: NRW.BANK.Invest Zukunft eignet sich für ein breites Spektrum von Transformationsvorhaben. Sei es, dass ein Handwerksbetrieb eine neue Maschine anschaffen will, die weniger Energie braucht, den Fuhrpark elektrifiziert oder sein Auftragswesen weiter digitalisiert. Und möchte ein Unternehmen eine völlig neue Technologie einführen, wird auch das unterstützt.

Insgesamt kann das Programm genutzt werden für Investitionen in Erneuerbare Energien, Elektromobilität, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, zirkuläres Wirtschaften, Innovationen, Effizienz und Einsparungen sowie Klima- und Umweltschutz.

MUTIG: Wie hoch ist die Förderung?

Philipp Salm: Gefördert werden bis zu 100 Prozent der Investition. Die höchstmögliche Darlehenssumme liegt bei zehn Millionen Euro.

MUTIG: Und wie steht es mit der Rückzahlung?

Philipp Salm: Die Laufzeit des Darlehens kann – bei fester Zinsbindung – zwischen drei und zehn Jahren liegen, mit einer tilgungsfreien Zeit zwischen einem und drei Jahren. So haben die Unternehmen vor allem auch Planungssicherheit.

Voraussetzungen

MUTIG: Wer kann einen Antrag stellen?

Philipp Salm: Alle Unternehmen – aus der Privatwirtschaft,  öffentlich-rechtliche wie etwa kommunale Betriebe und auch gemeinnützige. Zudem Stiftungen und die Angehörigen der freien Berufe. Voraussetzung für alle ist, dass sie in Nordrhein-Westfalen investieren und eben in Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation.

Und, ganz wichtig: Das Unternehmen darf noch nicht mit seinem Vorhaben begonnen haben. Wer eine Investition vorhat, sollte deshalb so früh wie möglich mit der Bank sprechen. Auch die Handwerkskammer berät Unternehmerinnen und Unternehmer zu ihren Vorhaben und Fördermöglichkeiten.

Antragstellung

MUTIG: Wie kann ich einen Antrag stellen?

Philipp Salm: Ganz einfach, indem das Unternehmen zu seiner Hausbank geht und dort das Darlehen aus dem neuen Programm beantragt. Die Beraterinnen und Berater dort erledigen alles weitere.

MUTIG: Fördermittel zu beantragen hat oft den Ruf aufwendig und langwierig zu sein!

Philipp Salm: NRW.BANK.Invest Zukunft ist bewusst anders angelegt: Es reicht ein einfacher Verwendungsnachweis aus – Bürokratie wird damit auf ein Minimum reduziert. Außerdem fasst das Programm gleich vier bestehende Förderangebote zusammen. So können Unternehmen schnell und bequem von den Vorteilen profitieren.

Das neue Förderprogramm soll ja für mehr Tempo in der Transformation sorgen. Insofern können Unternehmen mit einer zügigen Bearbeitung rechnen.

MUTIG: Lieber Herr Salm – vielen Dank für Ihre Erläuterungen!

Wichtig: Kontakt zur Handwerkskammer aufnehmen, bevor die ersten Unterschriften gesetzt werden. Denn überstürztes Handeln kann zum Förderausschluss führen.

-Beratungsteam der Handwerkskammer Düsseldorf

Schnellcheck

  • Du willst in deinen Handwerksbetrieb investieren?
  • Dein Vorhaben dreht sich um Innovation, Digitalisierung oder Nachhaltigkeit?
  • Du investierst in Nordrhein-Westfalen?
  • Du hast noch nicht mit deinem Projekt begonnen?




Dann hast du wahrscheinlich Chancen auf die Förderung deines Projekts durch NRW.BANK.Invest Zukunft.




Mitarbeitende binden: Aktionstag 2025

In ihrem Vortrag „Nicht nur Werkzeug zählt – Moderne Benefits im Handwerksbetrieb“ machte Sarah Eichhorn, Unternehmensberaterin der Handwerkskammer, deutlich, wie wichtig es für Betriebe ist, als Arbeitgeber attraktiv aufzutreten. Ihre Eingangsfolie brachte es auf den Punkt: „Wer Schiffe anlocken will, muss einen Hafen bauen.“

Betriebliche Benefits steigern Attraktivität

Sarah Eichhorn zeigte praxisnah, welche Benefits heute wirklich wirken. Besonderes Interesse weckte das Thema betriebliche Zusatzkrankenversicherung (bZKV). „Gerade für Ältere oder Mitarbeitende mit Vorerkrankungen ist diese Form der Gesundheitsversorgung hochattraktiv, denn bei einem betrieblichen Abschluss als Gruppenversicherung entfällt die sonst übliche Gesundheitsprüfung durch den Versicherer.  Der Betrieb kann die Versicherungsbeiträge steuerlich geltend machen – vorausgesetzt, die entsprechenden Freibeträge sind noch nicht ausgeschöpft“, erklärte Eichhorn. So sei die bZKV nicht nur für die Belegschaft ein echter Mehrwert, sondern trage auch dazu bei, Krankenstände zu senken und die Mitarbeitenden langfristig an den Betrieb zu binden.

Setzen Sie auf Ihre eigenen Leute als Botschafter.

Sarah Eichhorn

Kleineren Betrieben empfiehlt Eichhorn, mit einem überschaubaren Angebot an Benefits zu starten – dafür aber mit solchen, die echte Wertschätzung ausdrücken. Sie betonte außerdem: „Kommunizieren Sie bitte, was Sie Gutes tun, und werden Sie vor Ort sichtbar – Präsenz ist der Schlüssel zur Mitarbeiterfindung und -bindung!“ Denn Benefits entfalten nur dann Wirkung, wenn sie auch wahrgenommen werden. „Setzen Sie auf Ihre eigenen Leute als Botschafter“, riet Eichhorn, denn: „zufriedene Mitarbeitende empfehlen ihren Betrieb weiter – ganz ohne Werbekampagne.“ Die Voraussetzung dafür: ein stimmiges Betriebsklima.

Kommunikation als Führungsaufgabe

Beraterkollege Gerd Fahrendorf hob in seinem Vortrag hervor, wie wichtig sogenannte Soft Skills im Führungsalltag sind. „Technisch sind unsere Betriebe gut aufgestellt. Aber bei der zwischenmenschlichen Kommunikation gibt es oft noch Luft nach oben“, berichtete Fahrendorf aus seinem Berateralltag. Gerade im Handwerk sei das Verantwortungsgefühl gegenüber der Belegschaft groß, doch „gute Kommunikation muss gelernt und gepflegt werden.“ Seine praktischen Tipps: Mitarbeitende öfter ehrlich (aber nicht übertrieben) loben, mehr erklären, sie in Entscheidungen einbeziehen und Vertrauen schenken. Und: Eine konstruktive Fehlerkultur leben. Sein Fazit: „Checken Sie doch mal den fairen Umgang miteinander.“ Zudem merkte er an: „Soft Skills kommen situativ und oft unbewusst zum Einsatz.“

Ein Leitbild funktioniert nur, wenn es gelebt wird – mit Authentizität und Ehrlichkeit.

Gerd Fahrendorf

Kulturwandel durch Kommunikation und Beteiligung

In der anschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Unternehmensberater André Maaß, bestätigte auch Sophie Hinkel, die vor vier Jahren die Leitung der gleichnamigen Düsseldorfer Traditionsbäckerei mit rund 120 Mitarbeitenden von ihrem Vater übernommen hat: „Eine gute Kommunikation im Betrieb ist das Wichtigste – alle Führungskräfte bei uns haben ein gezieltes Training erhalten.“ Dadurch habe sie einen echten „Kulturwandel“ im Unternehmen erreicht, der sich sehr positiv auf das Betriebsklima ausgewirkt habe. Sophie Hinkel betonte weiter: „Es gibt kein Perfekt – aber wir sind immer auf dem Weg zu einem guten Arbeitgeber. Kritik darf geäußert werden, aber nur konstruktive Kritik – und die Entscheidung fälle ich als Chefin.“



In Bezug auf Benefits empfahl Sophie Hinkel, den Mitarbeitenden die Wahl zu lassen, welche Zusatzleistungen ihnen persönlich wichtig sind. Gleichzeitig legte sie Betrieben nahe, sich bei der Einführung solcher Angebote professionelle Unterstützung zu holen – insbesondere, wenn es darum geht, komplexe versicherungstechnische Inhalte verständlich zu vermitteln und so eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die Mitarbeitenden zu schaffen.

Fazit: Mitarbeiterbindung beginnt mit Wertschätzung, wird durch Benefits greifbar und lebt durch Kommunikation. Der Aktionstag hat gezeigt, wie viel Potenzial im Handwerk steckt – wenn man bereit ist, auch die „weichen“ Faktoren ernst zu nehmen.




Junioren-Jump 2025

Es gibt diese Abende, an denen man nicht einfach nur auf eine Veranstaltung geht. Man geht auf Menschen zu. Man geht in Gespräche. Man geht mit Ideen nach Hause, die man vorher nicht hatte. Genau solche Abende entstehen beim Junioren-Jump der Handwerksjunioren – zuletzt am Freitagabend, 21. März 2025. Schon bei der Ankunft habe ich gemerkt: Es ist Energie im Raum. Junge Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer und Führungskräfte aus den unterschiedlichsten Handwerken stehen zusammen, lachen und diskutieren. Sie eint etwas ganz Wesentliches: Der Mut, Verantwortung zu übernehmen. „Genau das liebe ich an diesen Netzwerk-Abenden. Ich begegne hier Menschen, die sich nicht wegducken, sondern anpacken“, erzählt mir die Vorsitzende der Handwerksjunioren Düsseldorf, Janine Kirchmair, begeistert.

Es gibt Abende, an denen man nicht einfach nur auf eine Veranstaltung geht. Man geht auf Menschen zu und mit Ideen nach Hause, die man vorher nicht hatte.

André Maaß

Ein Event, das inspiriert

In Düsseldorf hat der Nachwuchsverband mit dem Junioren-Jump eine Veranstaltung etabliert, die viel mehr ist als ein klassisches Netzwerktreffen. Es ist ein Abend, der inspiriert. Und der Kontakte schafft, die langfristig bleiben. Dass in den vergangenen Jahren prominente Gäste wie die amtierende NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur oder Extremsportler Joey Kelly dabei waren, zeigt, welche Strahlkraft das Netzwerk mittlerweile hat. Bis zu 250 Gäste finden jährlich den Weg zum Jahresempfang der Handwerksjunioren. Besonderes Highlight der diesjährigen Veranstaltung war der Vortrag von Zimmerin Lea-Marie Heuer, die als Social-Media-Influencerin und Miss Handwerk 2024 auf sich aufmerksam gemacht hat. In ihrer Keynote mit dem Titel „Auf starken Balken gebaut: (M)ein Leben zwischen Handwerk und Social Media“ erläuterte sie dem interessierten Publikum, wie wichtig eine attraktive Außendarstellung für das Handwerk ist und gab praktische Tipps für die Umsetzung im Betrieb. Ihre Botschaft: „Kommunikation über Social Media bietet Handwerksbetrieben die Chance, ihre ‚Welt voller Lösungen‘ auch nach außen sichtbar zu machen.“

Der Abend, der verbindet

Doch es sind nicht nur die Referenten, die diesen Abend besonders machen. Es sind die vielen kleinen Gespräche und wertvollen Begegnungen. Es ist das Wissen, dass man als Teil der Handwerksjunioren nicht allein unterwegs ist. Und auch die offene und entspannte Atmosphäre – mit DJ, Longdrinks und Curry-Bar – trägt zu einem gelungenen Abend für alle Beteiligten bei.



Der Vorsitzende des NRW-Landesverbands der Handwerksjunioren, Daniel Penders, fasst zusammen: „Dieses Feeling, möglichst ungezwungen in das Wochenende zu starten, verbindet hier alle Teilnehmenden schon seit über zehn Jahren auf eine besondere Weise. Auch in diesem Jahr hat der Junioren-Jump mal wieder gezeigt, wie lebendig, modern und zukunftsorientiert das Handwerk ist.“ Darüber hinaus haben die Teilnehmenden die Erkenntnis gewonnen: Wer sich mit anderen vernetzt, wer sich austauscht und weiterentwickelt, hat im Handwerk die besten Karten, um langfristig erfolgreich zu sein.

Das Handwerk lebt nicht nur von guter Arbeit. Es lebt auch vom Zusammenhalt der Menschen, die Verantwortung übernehmen und mutig sind.

André Maaß

Ein Netzwerk, das trägt

Was mich als Unternehmensberater bei der Handwerkskammer immer wieder bei den Handwerksjunioren beeindruckt, ist die Mischung aus Offenheit und Professionalität. Da sitzt die junge Tischlerin neben dem Malermeister. Da tauscht sich der Bäcker mit der Gebäudetechnikerin aus. Da reden Menschen nicht nur über ihr Handwerk – sondern über ihre Ideen, ihre Herausforderungen und ihre Pläne für die Zukunft. Die Ausübung einer selbstständigen Tätigkeit im Handwerk lebt von Austausch. Wer sich weiterentwickeln will, muss raus aus seiner Komfortzone und rein in Netzwerke, sage ich immer wieder in meinen Beratungsgesprächen. Dabei wird dann auch schnell klar: Genau dafür gibt es die Handwerksjunioren. Der betriebliche Alltag ist oft fordernd, da braucht man jemanden, der sagt: Das kenne ich – so habe ich das gelöst. Und einfach weil es guttut, zu wissen, dass andere auch mit Leidenschaft an und in ihren Betrieben arbeiten und dabei ähnliche Fragen haben. Gerade junge Betriebsinhaberinnen und -inhaber oder Übernehmende tragen viel Verantwortung – und sind trotzdem oft auf sich allein gestellt. Da hilft es ungemein, Menschen an der Seite zu wissen, die ähnliche Erfahrungen machen und bereit sind, ihr Wissen zu teilen. Das gesamte Netzwerk der Handwerksjunioren steht somit für weit mehr als nur Veranstaltungen. Es steht für einen Austausch auf Augenhöhe. Hier entstehen Kooperationen und neue Geschäftskontakte. Wer sich als Handwerksbetrieb heute gut aufstellen will, kommt an Netzwerken wie den Handwerksjunioren nicht vorbei. Hier entstehen Zukunftschancen – und ganz oft auch echte Freundschaften. Das fasst den Spirit der Handwerksjunioren meines Erachtens sehr gut zusammen.




Nachfolge: Aktionstag 2025

Unternehmensnachfolge ist eines der drängendsten Themen im Handwerk. Jährlich stehen etwa 25.000 Betriebe deutschlandweit zur Übergabe an – Tendenz steigend. Wer die Nachfolge antreten soll, ist vielen Inhaberinnen und Inhabern noch nicht klar. Denn die Suche nach einem passenden Kandidaten oder einer Kandidatin gestaltet sich zunehmend schwierig: Die eigenen Kinder schlagen andere Karrierewege ein und manche Mitarbeitende scheuen die Verantwortung. Für gut qualifizierte Fachkräfte und sogar Quereinsteiger*innen mit Ingenieur- oder betriebswirtschaftlichem Studium ergeben sich daraus interessante Karriereperspektiven: Sie haben die Möglichkeit, aus einem Pool von Übernahmebetrieben auszuwählen und ihre Selbstständigkeit auf ein solides Fundament zu stellen.

Deutschlandweit stehen jährlich etwa 25.000 Betriebe zur Übergabe an. Für gut qualifizierte Fachkräfte und Quereinsteigende ergeben sich daraus interessante Karriereperspektiven.“

-Rebecca Haag

Betrieb finden

Familien- und betriebsinterne Nachfolgen haben viele Vorteile: Man kennt die Betriebsabläufe, das Team, die Kunden und Geschäftspartner – das erleichtert den Einstieg. Wer die Möglichkeit einer internen Nachfolge hat, sollte diese also auf jeden Fall für sich prüfen und rechtzeitig Interesse beim Chef oder der Chefin bekunden! Denn erfahrungsgemäß beschäftigen sich viele Inhaberinnen und Inhaber viel zu spät mit dem Thema. Übernahmeinteressierte können hier also ruhig Initiative zeigen, schließlich haben sie nichts zu verlieren! Im Gegenteil: Ist die Resonanz positiv, bleibt beiden Parteien ausreichend Zeit für die Planung und Einarbeitung.

Auf der Unternehmensbörse nexxt-change finden Nachfolgeinteressierte Verkaufsangebote. Wer zusätzlich ein eigenes Kaufgesuch erstellt, kann die Chancen auf ein passendes Match erhöhen.

-Rebecca Haag

Wer extern nach einem Betrieb zur Übernahme sucht, dem empfehlen wir die Unternehmensbörse nexxt-change. Der Vermittlungsservice ist kostenlos und hat den Vorteil, dass man bundesweit nach Verkaufsangeboten suchen kann. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein eigenes Kaufgesuch zu inserieren. Das erhöht die Chancen auf ein passendes Match! Wichtig: Das Inserat sollte aussagekräftig formuliert sein. Das heißt: Die eigene Qualifikation und Berufserfahrung darstellen und genaue Angaben zum Wunschbetrieb machen (z.B. Betriebsgröße, Tätigkeitsschwerpunkt, Standort). Ausschlaggebend für den Verkäufer ist unter Umständen auch: Wann kann die Nachfolge angetreten werden? Und ist eine Einarbeitungsphase gewünscht?




Aktionstag Nachfolge 2025: Moderations- und Referententeam.

Qualifikation prüfen

Wer sich selbstständig machen möchte, sollte die nötigen fachlichen, unternehmerischen und persönlichen Voraussetzungen erfüllen. Einige Handwerksbranchen sind zulassungspflichtig. Das bedeutet: Man braucht den Meisterbrief für eine Betriebsübernahme. Liegt dieser nicht vor, bestehen dennoch Chancen auf eine Selbstständigkeit – zum Beispiel, indem man eine Betriebsleitung mit Meistertitel einstellt. Oder man verfügt selbst über eine vergleichbare Qualifikation. Das könnte ein ingenieurwissenschaftliches Studium oder der Abschluss als geprüfter Techniker oder Technikerin sein. Auch Gesellen mit langjähriger Berufs- und Führungserfahrung können sich über die so genannte Altgesellenregelung im zulassungspflichtigen Handwerk selbstständig machen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an zulassungsfreien Gewerken im Handwerk. Für eine Selbstständigkeit in diesen Branchen muss man keine bestimmte Qualifikation nachweisen. Genaue Auskünfte zu den Möglichkeiten und Verfahren einer Selbstständigkeit im Handwerk erteilen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerksrolle.

Zur Vorbereitung auf die unternehmerischen Aufgaben bietet die Handwerkskammer einmal im Jahr eine Nachfolgeakademie an. Hier erhalten angehende Übernehmerinnen und Übernehmern Einblicke in wichtige Themen der Unternehmensführung, wie zum Beispiel Unternehmensorganisation, Personalführung oder Marketing. Zusätzlich haben sie Gelegenheit, einen persönlichen Nachfolgefahrplan zu entwickeln und sich mit anderen Übernehmenden auszutauschen. Die Nachfolgeakademie findet jährlich im September statt. Eine Anmeldung ist ab Sommer über die Homepage der Handwerkskammer möglich. Wer auf die Vormerkerliste möchte, kann sich schon jetzt bei mir melden: karrierescout@hwk-duesseldorf.de

Finanzierung planen

Die Betriebsübernahme ist ein komplexer Prozess, der gut durchdacht und vorbereitet sein sollte. Insbesondere für die Finanzierungsplanung sollte man sich ausreichend Zeit nehmen. Sie hilft dabei, das eigene Vorhaben zu bewerten und das finanzielle Risiko abzuschätzen. Außerdem wird ein Businessplan inklusive Planungsrechnung für die Beantragung von Meistergründungsprämie oder Krediten benötigt. Interessierte mit einem konkreten Übernahmevorhaben können sich an die betriebswirtschaftlichen Berater*innen der Handwerkskammer Düsseldorf wenden. Sie unterstützen bei der Finanzierungsplanung und können bei Bedarf passende Fördermöglichkeiten aufzeigen.




Online-Marketing: Konferenz für das Handwerk

Arbeitgebermarke

Der Vormittag mit den Themen Arbeitgebermarke, Stellenanzeige und Funnelmarketing hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig eine gute Sichtbarkeit von Handwerksbetrieben ist. Eine Arbeitgebermarke bildete zum Beispiel die Holzem Bedachungen GmbH aus Bad Neuenahr mit ihrer Kampagne „First Arbeitgeber“ und konnte sich so regional und online als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Eine witzige, coole Stellenanzeige mit Foto oder – noch besser – mit einem Video generiert mehr Klicks auf die Homepage. Ein so genannter „Funnel“ auf der Job-Landingpage sorgt zudem dafür, Bewerbende von der ersten Information auf der Homepage bis zur abgeschlossenen Bewerbung perfekt abzuholen.




©DALL-E, Handwerkskammer Ulm

Social-Media-Strategie

Am Nachmittag erhielten wir weitere inspirierende Einblicke aus der Praxis: Florian Hemmersbach von Dein Dach by Hemmersbach, und Steven Pakasathanan von PakaInvest berichteten sehr erfrischend, wie sie erfolgreich Personal über Instagram gefunden haben. Fazit: Ohne Strategie geht gar nichts! Felipe Bergmann-Segovia von FBS-Solution zeigte, wie man eine Werbekampagne in sozialen Netzwerken plant und aufsetzt. Besonders wichtig: Auch der „After-Bewerbungsprozess“ sollte strukturiert ablaufen. Spätestens nach 48 Stunden muss auf eine Bewerbung reagiert werden, am besten telefonisch!
Welche Arten von Videos auf Instagram und Facebook bei den „wechselwilligen“ Fachkräften ganz gut ankommen, erklärte Joschka Schilhab von jobjabi.de. Sein Tipp: Vor jedem Videodreh eine Anforderungsanalyse erstellen und die betrieblichen Benefits herausarbeiten. Hierzu lohnt es sich die Mitarbeitenden zu befragen! Funktioniert das Video im Testlauf besonders gut, kann es mit zusätzlichem Budget als Werbeanzeige gepuscht werden und so noch mehr Personen erreichen.

Viele Chefinnen und Chefs sind offenbar beim Online-Recht noch sehr unsicher.“

-Sarah Eichhorn

Online-Recht

Die Rechtsanwälte Dr. Lars Grupe und Tim Günther beleuchteten abschließend die rechtlichen Anforderungen an den Webauftritt und die geschäftliche Social-Media-Nutzung. Sie wiesen unter anderem darauf hin, dass ein Impressum mit zwei Klicks erreichbar sein muss und dass eine Bankverbindung im Impressum nichts zu suchen hat! Hier fiel mir auf, dass besonders viele Fragen im Chat gestellt wurden – ein Zeichen dafür, dass viele Chefinnen und Chefs offenbar beim Online-Recht noch sehr unsicher sind!

Wer seinen Betrieb mutlos und ohne Visionen führt, muss sich nicht wundern, wenn Fachkräfte und Auszubildende kein Interesse haben!

-Sarah Eichhorn

Im Laufe der Konferenz fragte ein Teilnehmer im Chat, ob es für „ältere“ Geschäftsführer im Handwerk nicht sowieso schwerer sei, neue Mitarbeitende anzuwerben. Diese Frage hat mich bewegt, weil sie meinen Beratungsalltag – gerade beim Thema Betriebsübernahme – widerspiegelt. Die Protagonisten der OMH-Konferenz haben so schön gezeigt, wie es funktionieren kann. Und mir fiel ein Zitat des Modeschöpfers Karl Lagerfeld dazu ein: «Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.» Übertragen auf den betrieblichen Alltag bedeutet das für mich: Wer – egal ob jung oder alt – seinen „Jogginghosen-Betrieb“ mutlos und ohne Visionen führt, muss sich nicht wundern, wenn Fachkräfte und Auszubildende kein Interesse haben!




E-Rechnung: Aktionstag 2025

Mit verantwortlich für die Organisation und Umsetzung des Aktionstags war HWK-Betriebsberater Tobias Vogel. Im Gespräch mit der MUTIG-Redaktion berichtet er vom Aktionstag und erläutert, welche Chancen die Einführung der E-Rechnung bietet.

Rückblick auf den Aktionstag E-Rechnung

MUTIG: Tobias, Du hattest beim „AKTIONSTAG: E-Rechnung 2025 – Ist Ihr Unternehmen startklar?“ am 28.01.2025 einen aktiven Part. Wie war die Stimmung?

Tobias Vogel: Zunächst dachten einige: „Oh je, jetzt kommt noch mehr Bürokratie!“ Aber schon der Eingangsvortrag wie auch die Aussagen in der Podiumsdiskussion haben klar gemacht, dass die Einführung der E-Rechnung auch vieles vereinfachen kann: man kann Zeit und Kosten sparen, Fehler reduzieren, die Buchhaltung verbessern und die Effizienz und Transparenz insgesamt steigern. Das Feedback war darauf war durchaus positiv.

MUTIG: Was hat die Veranstaltung aus Deiner Sicht besonders gemacht?

Tobias Vogel: Wir haben den Teilnehmenden nicht nur trockene Theorie präsentiert, sondern echte Praxisbeispiele, Software-Demos und die Erfolgsgeschichte eines Handwerksbetriebes im Bereich Sanitär und Heizungsbau. Damit konnten wir zeigen, dass die Umstellung auch für kleine und mittlere Unternehmen problemlos möglich ist.

E-Rechnungen können ein Turbo fürs Handwerk sein

-Tobias Vogel

MUTIG: Können gerade auch Gründerinnen und Gründer sowie Übernehmende davon profitieren?

Tobias Vogel: Absolut. Wer neu startet oder übernimmt, kann viele Prozesse direkt modern aufsetzen. E-Rechnungen können ein Turbo fürs Handwerk sein – weniger Zettelwirtschaft, mehr Zeit fürs Kerngeschäft!




Aktionstag E-Rechnung 2025: Moderations- und Referententeam.

Die E-Rechnung als Chance für Handwerksbetriebe

MUTIG: Seit dem 01.01.2025 ist die E-Rechnung in Deutschland verpflichtend. Was bedeutet das konkret für Handwerksbetriebe?

Tobias Vogel: Kernpunkt ist, dass zunächst alle Betriebe jetzt E-Rechnungen digital empfangen können müssen. Ab 2027 bzw. 2028 – je nach Umsatz – müssen dann auch alle Betriebe mit wenigen Ausnahmen E-Rechnungen versenden. „Papierstapel adé!“, würde ich sagen. Am Anfang braucht es etwas Umgewöhnung, aber danach läuft vieles schneller und transparenter.

MUTIG: Welche Vorteile siehst Du im digitalen Rechnungsversand?

Tobias Vogel: Durch E-Rechnungen lassen sich Verwaltungsabläufe optimieren und dadurch kommen auch Zahlungen schneller rein. Unternehmerinnen und Unternehmer sparen Geld bei Porto und Material, und dank Automatisierung bleibt mehr Zeit für das Wesentliche.

Einmal eingerichtet, dann geht’s wie von selbst.“

-Tobias Vogel

MUTIG: Was rätst Du Unternehmen, die noch zögern?

Tobias Vogel: Man sollte sich zunächst ein konkretes Software-Einstiegsmodell suchen, um die E-Rechnung im Betrieb nutzen zu können. Auf dem Aktionstag haben wir gezeigt, dass es verschiedene Softwarelösungen gibt, die sich anpassen lassen – vom einfachen Basismodell bis zu komplexeren Plattformen. Einmal eingerichtet, dann geht‘s wie von selbst!

Schnellcheck

  • Rechtzeitig starten: Wer früh umstellt, spart Zeit, Geld und Nerven.
  • Geeignete Software auswählen: Es gibt für jede Betriebsgröße passende Lösungen.
  • Vorteile sehen: E-Rechnungen beschleunigen Zahlungen und reduzieren Papierkram.
  • Netzwerk aufbauen: Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten erleichtert den Einstieg.




Auch Du willst die Chancen der E-Rechnung für Dich nutzen? Die HWK Düsseldorf bietet mit praxisorientierten Seminaren und Beratung laufend Unterstützung.