Außenwirtschaft: Markterkundung London
Der Großraum London – dessen Entfernung zu Düsseldorf in etwa der Entfernung zwischen Düsseldorf und München entspricht – zählt zu den wirtschaftsstärksten Metropolregionen Europas. Rund neun Millionen Menschen leben im Stadtgebiet, in der gesamten Metropolregion sind es sogar über 14 Millionen Einwohner. Die jährliche Wirtschaftsleistung Londons liegt bei mehr als 500 Milliarden Pfund – ein Wert, der dem Bruttoinlandsprodukt ganzer europäischer Staaten entspricht. Besonders dynamisch ist der Bau- und Immobiliensektor. Jahr für Jahr fließen Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe in Neubauprojekte, Sanierungen, Infrastrukturmaßnahmen sowie hochwertige Wohn- und Gewerbeimmobilien. Der anhaltende Bedarf an Wohnraum, Modernisierung und nachhaltigem Bauen sorgt für eine konstant hohe Nachfrage nach qualifizierten Fachbetrieben. Für spezialisierte Handwerksunternehmen mit hohem Qualitätsanspruch bietet dieser Markt attraktive Perspektiven.
Internationale Bühne für Bau und Handwerk
Die London Build ist weit mehr als eine klassische Fachmesse. Sie ist Treffpunkt für Bauunternehmen, Architekturbüros, Projektentwickler, Investoren und Zulieferer aus aller Welt. Die aus dem Kammerbezirk Düsseldorf angereisten Unternehmer hatten hier Gelegenheit, sich mit potenziellen Geschäftspartnern direkt, praxisnah und offen auszutauschen. Besonders die Themen Qualitätssicherung, Zuverlässigkeit, Termin- und Ausführungsgenauigkeit sowie nachhaltige Bauweisen spielten eine große Rolle. Schnell zeigte sich, dass deutsche Handwerksbetriebe hier punkten können. So weckten beispielsweise zwei mitgereiste Dachdeckerbetriebe aus Düsseldorf und Essen mit ihrem Know-how im Bereich anspruchsvoller Dachkonstruktionen, Sanierungen im Bestand und langlebiger Materialien das Interesse der Briten. Und ein Tischlereibetrieb aus Vreden überzeugte mit individuellen Lösungen, Maßarbeit und einem hohen gestalterischen Anspruch – Aspekte, die im hochwertigen Wohn- und Objektbau in London stark nachgefragt sind.
„Deutsche Handwerksbetriebe genießen in Großbritannien einen exzellenten Ruf. Hier sind qualitativ hochwertige, zuverlässige und spezialisierte Leistungen stark nachgefragt.“
-Gerd Fahrendorf
Insider-Wissen
Sehr wertvoll waren für die mitgereisten Unternehmer auch Kontakte, die über den Messebesuch hinausreichten. So kam es unter anderem zu Gesprächen mit einem deutschen Architekten, der seit über 20 Jahren erfolgreich in London tätig ist. Seine Erfahrungen aus der Praxis – von Projektabläufen über die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern bis hin zu kulturellen Besonderheiten – lieferten realistische und zugleich ermutigende Einblicke in den britischen Markt. Darüber hinaus tauschten sich die Betriebsinhaber mit englischen Steuerberatern über Abwicklungs- und Strukturierungsfragen aus. Themen wie Vertragsgestaltung, steuerliche Rahmenbedingungen und organisatorische Anforderungen wurden offen angesprochen und eingeordnet. Gerade diese Gespräche machten deutlich, dass viele Herausforderungen lösbar sind, wenn sie frühzeitig bedacht und professionell begleitet werden.
„Die Reise nach London hat sich gelohnt. Ich konnte neue Perspektiven gewinnen und wertvolle Kontakte knüpfen.“
-Felix Hamburg, Dachdeckermeister aus Düsseldorf
International denken – im eigenen Betrieb profitieren
Zusätzlich wurde ein oft unterschätzter Effekt internationaler Aktivitäten deutlich: Handwerksunternehmen, die sich mit ausländischen Märkten beschäftigen, professionalisieren zugleich ihre internen Abläufe in Deutschland. Denn: Wer sich auf internationale Projekte vorbereitet, muss Prozesse klar strukturieren, Zuständigkeiten definieren und Abläufe sauber dokumentieren – von der Angebotskalkulation über die Projektplanung bis hin zur Kommunikation. Diese Herangehensweise wirkt nicht nur im Ausland, sondern stärkt auch das Tagesgeschäft im heimischen Betrieb. Klare Prozesse, verlässliche Zeitpläne und transparente Kostenstrukturen führen zu mehr Effizienz, höherer Qualität und besserer Planbarkeit. Internationales Denken wird so zu einem echten Organisations- und Wettbewerbsvorteil.
Lernen, verstehen, einordnen
Die Reise nach London zeigte eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Handwerksbetriebe den Mut haben, über den regionalen Markt hinauszublicken. Internationalisierung ist kein Selbstzweck – sie ist eine strategische Option für Betriebe, die wachsen, sich spezialisieren oder neue Geschäftsfelder erschließen wollen. Die teilnehmenden Betriebe erfuhren, welche Leistungen gefragt sind, welche Projekte sich für den Einstieg eignen und welche Anpassungen notwendig sind, um auf dem britischen Markt erfolgreich zu sein.
„Das deutsche Handwerk muss sich auf internationalen Märkten nicht verstecken – im Gegenteil. Unsere Betriebe kehrten mit gestärktem Selbstbewusstsein von dieser Reise zurück.“
-Gerd Fahrendorf
Neben Unternehmerreisen bietet die Handwerkskammer auch weitere Unterstützung bei der Erkundung und Erschließung neuer Märkte an. Dazu zählen Besuche von internationalen Messen, Netzwerkkontakte und individuelle Hilfestellung – etwa bei der Aufbau- und Ablauforganisation internationaler Tätigkeiten oder zu Möglichkeiten der Fachkräftegewinnung.




