Rechtsformwechsel: Aktionstag 2025

Das Einzelunternehmen ist statistisch nach wie vor die dominierende Rechtsform bei Handwerksunternehmen. Dies spiegelte sich auch am Aktionstag wider: Über 90 Prozent der anwesenden Betriebsinhaberinnen und -inhaber bestätigten, ihren Betrieb derzeit als Einzelunternehmen zu organisieren. Jedoch könnte für den ein oder anderen Handwerksbetrieb auch eine andere als diese klassische Rechtsform interessant sein.

Folgende Weichenstellungen sind bei Rechtsformwahl und -wechsel immer mitzudenken: Haftung, Gründungsaufwand und Finanzierung, Kooperation und Wachstum, Nachfolge und Reputation.

-Jonan Recksiek

Vergleich: Personen- und Kapitalgesellschaft

Zur besseren Einordnung der verschiedenen Rechtsformen lohnt sich ein Blick auf deren Systematik. „Grundsätzlich wird zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften unterschieden“, erläuterte Florian Dreyer, betriebswirtschaftlicher Berater der Handwerkskammer. „Personengesellschaften wie die GbR oder die KG lassen sich in der Regel formfrei und mit geringem Kostenaufwand gründen. Zudem gelten weniger strenge Buchführungs- und Veröffentlichungspflichten.“ Jedoch haften Inhaberinnen und Inhaber bei diesen Personengesellschaften unbeschränkt, das heißt auch mit ihrem Privatvermögen. Im Gegensatz dazu sei die Haftung bei Kapitalgesellschaften wie der GmbH, UG oder AG beschränkt, da es sich um eigene (juristische) Personen handele. „Die Gründung einer Kapitalgesellschaft ist zeit- und kostenintensiver, weil ein Notar involviert sein muss. Außerdem gelten Besonderheiten bei der Besteuerung sowie eine Bilanzierungs- und Veröffentlichungspflicht.“




© Handwerkskammer Düsseldorf

Vom Einzelunternehmen zur GmbH

Doch wann macht der Wechsel der Rechtsform, insbesondere von einem Einzelunternehmen zur GmbH, Sinn? Diese Frage beantwortete Nils Pohlmann von der Pohlmann-Steuern GmbH Steuerberatungsgesellschaft: „Unternehmen mit wachsender Auftragslage, einem großen Investitionsbedarf oder einer absehbaren Betriebsübergabe können von einem Wechsel der Rechtsform profitieren.“

Zentrale Vorteile der GmbH:

  • Haftungsschutz: Trennung von Privat- und Betriebsvermögen
  • Steuervorteile: Körperschaftsteuer statt Einkommensteuer
  • Nettolohnoptimierung: Gestaltung des Geschäftsführergehalts
  • Wachstum: bessere Finanzierungsmöglichkeiten
  • Nachfolge: einfachere Unternehmensübertragung
  • Reputation: seriöseres Auftreten bei Banken und Geschäftspartnern

Der Zeitpunkt, um über einen Wechsel zur GmbH nachzudenken, sei gekommen, wenn die Risiken der Haftung, eine zu hohe Steuerlast, begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten oder Komplikationen bei der Betriebsübergabe abzusehen seien. „Als Faustregel für die Steuerersparnis gilt: Ab ca. 70.000 Euro Gewinn pro Jahr wird die GmbH interessant.“

Die GmbH dient der Investition, nicht dem Konsum.

-Nils Pohlmann

Weichenstellungen für einen Wechsel

Der Weg vom Einzelunternehmen zur GmbH läuft in drei Schritten ab und weist vor allem folgende Besonderheiten auf:

  1. Gründung der GmbH: Gesellschaftsvertrag beim Notar, Einzahlung des Stammkapitals und Eintragung ins Handelsregister
  2. Erstellung einer Schlussbilanz: GmbH kennt keine Einnahmenüberschussrechnung (EÜR), daher Überleitungsrechnung zur Bilanzierung
  3. Einbringung des Einzelunternehmens in die GmbH: Rückwirkungsfiktion bis zu 8 Monate, Buchwertantrag stellen, 7-Jährige Sperrfrist beachten, Grunderwerbssteuer bei Einbringung von Grundstücken beachten

Grundsätzlich ist es ratsam, frühzeitig mit der Planung zu beginnen, da die Umstellung gründlich vorbereitet sowie betriebliche, rechtliche, steuerliche und notarielle Aspekte miteinander abgestimmt werden müssen.

Diskussion und Austausch

Neben Expertenvorträgen gab es beim Aktionstag einen lebendigen Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Während der abschließenden Podiumsdiskussion konnten diese zahlreiche Fragen stellen – etwa zur Haftung in der Übergangszeit, zur Behandlung offener Rechnungen, zur Entnahmemöglichkeit in der GmbH oder zur Rolle des Geschäftsführers. Zeit für persönlichen Austausch bot das abschließenden Get-together.